Kreuzbänder sind Paare von Bändern, die wie der Buchstabe X angeordnet sind. Ähnlich wie die Schnüre in der Jakobsleiter eines Spielzeugs stabilisieren die gekreuzten Bänder das Gelenk (z.B. Knie) und ermöglichen einen sehr großen Bewegungsumfang.

Oberschenkel, Schienbein und Kniescheibe bilden zusammen mit jeweils zwei Menisken das Knie. Die Menisken fungieren als eine Art Stoßdämpfung und fangen Stöße beim Laufen und Springen ab. Oberschenkel und Schienbein dürfen nicht voneinander abrutschen, sondern müssen stets beieinandersitzen. Die Gelenkbänder sitzen jeweils an den Außenseiten des Knies, wobei sie dem Knie die nötige Stabilität geben. Auf der Innenseite des Knies sitzen die Kreuzbänder (lat.: Ligamenta cruciata genus), welche dafür sorgen, dass die Unterschenkel nicht nach vorne oder hinten wegrutschen. Das vordere Kreuzband hält das Schienbein und das hintere Kreuzband hält das Schienbein, wenn es um rückwärtige Bewegungen geht. Sie verhindern außerdem eine Überdehnung des Knies. Das komplette Knie sitzt im Übrigen in einer Gelenkkapsel. Soweit die Theorie und die Anatomie des Knies. Werfen wir nun einen Blick auf das vordere Kreuzband, welches durchaus einem gewissen Verletzungsrisiko ausgesetzt ist:

1. Warum heißt es die „Kreuzbänder“?

Kreuzbänder kreuzen sich einander im Knie. Das vordere Kreuzband führt vom Oberschenkel hinten und außen, zum Unterschenkel nach vorne und nach Innen. Das hintere Kreuzband vom vorderen, inneren Oberschenkel, zum hinteren und äußeren Unterschenkel. Verletzungen am hinteren Kreuzband sind sehr selten, es sei denn, man bekommt als Fußballer einen heftigen Tritt gegen das Schienbein seines Standbeines. Dann schießt der Unterschenkel nach hinten und so kann das hintere Kreuzband reißen. Das vordere Kreuzband kann gezerrt werden, einreißen oder komplett zerreißen.

2. Wie kann man sich das Kreuzband verletzen?

Das geht sogar schneller, als man es vermuten möchte, vor allem als Fußballer, wenn man mit der Innenseite des Fußes und mit gedrehtem Kniegelenk unter Spannung schießen will. Auch Skiläufer können sich beim Fallen das Kreuzband verletzen, wenn sie beispielsweise hängenbleiben. Sämtliche Sportarten, in denen man Drehungen oder Schlagbewegungen ausführen muss, sind einem gewissen Risiko ausgesetzt. Auch schnelles Abbremsen oder diverse Landungen gehören zu den Risikobewegungen.

Festzustellen war in der Vergangenheit auch, dass überwiegend Frauen Probleme mit dem vorderen Kreuzband haben. Und das sogar bei gleicher sportlicher Aktivität. Dies hat nicht etwa wieder frauenbenachteiligende Gründe, sondern rein anatomische. Denn die Anatomie der Frau ist tatsächlich anders, als es bei Männern der Fall ist. So ist der Raum im Knie bei Frauen generell kleiner, wodurch es schneller zu einer Art Platzmangel kommen kann. Auch haben Frauen – Entschuldigung – ein breiteres Becken, wodurch sich der Winkel zum Knie automatisch verändert. Auch die Kniesehnen, die so genannten Harnstrings, sind bei Frauen weniger kräftig. Und damit nicht genug der Benachteiligung, denn auch das typische Frauenhormon Östrogen wirkt sich nicht gerade günstig auf die Kreuzbänder aus. Der Aufbau ist dadurch träger, die Bänder sind generell schwächer. In dieser Hinsicht, liebe Frauen, gehören Sie leider zum schwächeren Geschlecht.

3. Kreuzbandverletzung – Grad 1 – 3

Die Kreuzbandverletzung lässt sich ebenfalls in Schweregrade einteilen. Im ersten Grad handelt es sich um eine Art: „Ich habe mich vertreten“, also um nichts Gravierendes. Das Knie kann etwas dicker sein, ist aber ansonsten stabil, auch wenn das Knie einige Zeit schmerzen kann. Dieser Zustand geht meist von alleine wieder weg. Im zweiten Grad handelt es sich um teilweise gerissene Kreuzbänder, auch hier wird das Knie dick und ist bereits deutlich instabiler. Im dritten Grad handelt es sich um einen kompletten Durchriss und das Knie ist nicht mehr belastbar. Der Sportler hört hier etwas Knacken und es ist möglich, dass auch der Meniskus Schaden genommen hat.

4. Was tun bei Kreuzbandverletzungen?

Zunächst empfiehlt es sich, das Knie zu kühlen, etwa mit einem Coldpack. Auch sollten Sie das Bein hochlegen und bei Bedarf einen Druckverband anlegen. Ein Arzt ist anzuraten, wenn die Schmerzen extrem stark sind und eine Verletzung im zweiten oder dritten Grad vermutet wird.

5. Wie stellt der Arzt die Diagnose?

Der Arzt wird Fragen stellen und es ist wichtig zu erfahren, wie schnell das Knie dick geworden ist. Ist Blut im Knie, so ist die Untersuchung relativ schmerzhaft. Der Arzt wird den Druck herausnehmen wollen, indem er das Blut abfließen lässt. Der Arzt wird weiterhin versuchen, den US gegenüber dem OS nach vorne zu bewegen. Ist das nicht möglich, so liegen Schäden im vorderen Kreuzband vor. Im Krankenhaus werden schließlich Röntgenaufnahmen gemacht, um Knochenbrüche auszuschließen. Auch eine Kniespiegelung kann notwendig sein.

Je nach Schweregrad wird der Arzt zunächst Ruhe und Physiotherapie verordnen. Auch Schmerzmittel können helfen, den Schmerz zu ertragen. Der stärkste Schmerz vergeht nach rund zwei Wochen und leider dauert es ab da, ehe das Knie genesen ist. Der Physiotherapeut wird dabei helfen, dass Sie das Knie wieder beugen können. Vor allem die Muskeln an der Rückseite müssen gestärkt werden, damit das Kreuzband seine Funktion wiederaufnehmen kann. Wichtig ist außerdem die Balance der Muskeln.

6. Wie geht es nun weiter?

Rund 1/3 aller Patienten mit Verletzungen des Kreuzbandes, haben nach der Heilung keine Beschwerden mehr. Sie können wieder voll mit dem Sport weitermachen und haben auch im Alltag keine Probleme. Bei einem weiteren Drittel stellen sich alltägliche Beschwerden ein, sodass es gegebenenfalls notwendig wird, das vordere Kreuzband zu ersetzen. Bei allen anderen treten Beschwerden während dem Sport auf, ansonsten haben sie keine Probleme. Sie schaffen oft Abhilfe mittels Kniestützen, viele wechseln auch die Sportart. Wichtig ist hierbei, diese Kniestütze nicht pauschal oder vorbeugend zu verwenden, da sie dem Muskelaufbau hinderlich sein kann. Außerdem sollte sie von einem Fachpersonal Maßangefertigt werden.

7. Wie operiert man das Kreuzband?

Operationen am Kreuzband kann man erst dann durchführen, wenn die Person ausgewachsen ist. Dann wird aus der Patellasehne ein neues, vorderes Kreuzband gemacht. Die OP dauert meist über 2 Stunden und wird in Vollnarkose durchgeführt. Sie ist keine Kleinigkeit, denn der mittlere Teil der Sehne, wird zusammen mit einem Stück Knochen an beiden Enden entfernt. Dann werden die Enden am OS und Unterschenkeln neu verschraubt. Schmerzen nach der OP sind natürlich möglich, aber auszuhalten.

Aber: Erst nach rund einem halben Jahr, bei Bedarf auch länger, sollte der Betroffene wieder an Sport denken. Davor benötigt die Sehne einige Zeit, um mit dem Knochen zu verwachsen. Direkt nach der OP stehen einige Physiotermine an und es dauert bis zu 6 Woche, ehe man ohne Krücken laufen, oder gar ein Auto bedienen kann. Leichte Arbeit ist ab dann natürlich schon wieder möglich, bei schwerer körperlicher Arbeit muss noch gewartet werden.

8. Kann ich wieder voll Sport treiben?

Es dauert rund 6-8 Monate, ehe man das Knie und die Sehnen wieder voll belasten kann. Und auch dann wird das Kreuzband nur noch eine 80%-ige Stärke aufweisen und nie mehr so kräftig funktionieren, wie es das alte Band getan hat. Es bleibt also eine Schwachstelle. Sport ist aber in der Regel wieder möglich, sollte aber immer mit einem Therapeuten abgesprochen werden. Der Sportler wird jedoch erst einmal unter Schmerzen trainieren, ehe die Muskelkraft wieder auf altem Niveau sein wird.

9. Kann ich einer solchen Verletzung vorbeugen?

Klar, denn wie bei allen anderen Sportverletzungen auch, gab es diverse Umstände, die vorab nicht einkalkuliert wurden. Ein schlechtes Schuhwerk, ein zu harter Untergrund, glatte Trainingsflächen, zu wenig Aufwärmübungen, ein schlechtes oder falsch aufgebautes Krafttraining, fehlende Abkühlphasen, ein zu schneller Trainingsaufbau – all diese Risikofaktoren lassen sich natürlich vermeiden. Dies minimiert das Risiko, einen Kreuzbandriss zu erleben, lässt es aber nie 100% verschwinden.

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