Sich sportlich bewegen mit Multiple Sklerose (MS)
Sich bewegen: gesund und Spaß macht es auch noch!
Sich regelmäßig zu bewegen hat einen positiven Einfluss auf die Gesundheit
und macht auch noch Spaß. Dies gilt für Jung und Alt, chronisch krank oder
nicht. Sich mehr zu bewegen ist gerade für Menschen mit Multiple Sklerose
eine gute Idee.
Indem Sie sich regelmäßig bewegen, fördern Sie Ihre allgemeine Kondition. Sie
werden sehen, dass Sie sich viel besser fühlen, wenn Sie regelmäßig in
Bewegung kommen und bleiben! Diese Information will Menschen mit MS auf die
Sprünge helfen, (wieder) sportlich aktiv zu werden.
Was ist Multiple Sklerose?
Multiple Sklerose ist eine chronische Erkrankung des zentralen
Nervensystems, bei der Narbengewebe (Sklerosen) im Gehirn und im Rückenmark
gebildet wird. Das Maß und die Geschwindigkeit, mit der die Sklerosen
gebildet werden, sind unvorhersehbar und für jeden MS-Patienten verschieden. Der Verlauf der
Krankheit wird meistens gekennzeichnet durch wechselnde Verschlimmerungen
(Exazerbationen oder Schübe genannt) und Erholung des Körpers (Remissionen).
Dadurch dass die Sklerosen bei jedem Patienten an einer anderen Stelle
gebildet werden können und infolge der unvorhersehbaren Wirkung der
Sklerosen gibt es eine große Vielfalt an Symptomen. Regelmäßig vorkommende
Beschwerden, die u.a. Einfluss auf die (sportliche) Betätigung haben, sind: ein verändertes Gefühl
in Armen oder Beinen (Prickeln, taube Stellen, das Gefühl, auf Watte zu
laufen), Gleichgewichts- und Koordinationsprobleme, Verkrampfungen, extreme
Müdigkeit, Muskelschwäche, Augenbeschwerden (meisten an einem Auge) und Empfindlichkeit
für Temperaturerhöhungen.
Sportliche Bewegung und MS
Sich (sportlich) zu bewegen hat keinen (negativen) Einfluss auf den
allgemeinen Krankheitsverlauf von Multiple Sklerose. Bei (sportlicher)
Aktivität treten bei Personen mit MS dieselben allgemeinen Wirkungen auf,
wie bei Personen ohne MS. Wegen der großen Vielfalt bei den Beschwerden und Symptomen von MS wird das Maß
des Auftretens von körperlichen Folgen aber individuell unterschiedlich
sein. Um gesund zu bleiben, ist ausreichende körperliche Bewegung
wesentlich. Jede zusätzliche Körperbewegung über das allgemeine tägliche Quantum hinaus ist vorteilhaft.
Etwas ist besser als nichts!
Regelmäßige körperliche Aktivität hat eine positive Wirkung auf die
allgemeine Fitness und Gesundheit. Es verbessern sich u.a. die Ausdauer, die
Muskelkraft, Gelenkigkeit und Koordination. Daneben hat regelmäßige
Körperbewegung einen günstigen Einfluss auf Gleichgewicht, Steifheit, Verkrampfungen und Selbstvertrauen.
Sicher nicht unwichtig: Sie sorgt für Entspannung und Freude. Durch
sportliche Bewegung lernen Sie, Ihre Grenzen zu erkunden. Oft wird sich
zeigen, dass mehr möglich ist als Sie anfänglich dachten! Indirekt hat Bewegung auch einen positiven
Einfluss auf die empfundene Müdigkeit. Dadurch dass Sie sich körperlich fitter fühlen, wird in vielen Fällen die Müdigkeit beherrscht werden können.
Sport- und Bewegungsratschläge
Im Allgemeinen sind alle Bewegungsarten gut, bei denen Sie noch normal
sprechen können. Empfehlenswerte Aktivitäten sind zum Beispiel
Spazierengehen, Radfahren (Handradeln) und Schwimmen. Gerade die Freude, die
Sie bei sportlicher Bewegung haben, ist sehr wichtig.
- Versuchen Sie auch, sich im täglichen Leben mehr zu bewegen, indem Sie öfter
Rad fahren anstatt Auto zu fahren, die Treppe anstelle des Aufzugs benutzen
und Besorgungen zu Fuß machen. Die Niederländische Norm Gesund Bewegen von
mindestens einer halben Stunde mäßig intensiver Bewegung pro Tag ist auch
gut für Sie.
- Es gibt keine passende Antwort auf die Frage, welche
Sportaktivität für Sie am besten geeignet ist. Die eine Person mit MS ist
nicht wie die andere. Der eine ist an den Rollstuhl gefesselt, während der andere kaum Beschränkungen
erfährt. Das Allerwichtigste ist, dass Sie eine Aktivität wählen, die zu
Ihnen passt und die Ihnen gefällt. Hierdurch wird es leichter sein, bei der
Aktivität zu bleiben.
- Betrachten Sie die Möglichkeiten, sich sportlich zu bewegen, bei Ihnen in
der Nähe. Wählen Sie für sich selbst, ob Sie sich allein oder in der Gruppe
bewegen wollen. Bewegung in der Gruppe hat die Vorteile, dass es
unterhaltsam ist; Sie treffen neue Menschen und das kann ein zusätzlicher Anreiz sein, bei der Aktivität zu
bleiben.
- Sportaktivitäten, an denen Sie während eines längeren Zeitraums dauerhaft
teilnehmen können, sind im Allgemeinen gekennzeichnet durch eine mäßige
Belastung, wie Schwimmen, Spazierengehen, Yoga, Tanzen, usw. Viele übliche
Sportaktivitäten können erforderlichenfalls angepasst werden (lassen Sie zum Beispiel beim
Tennis den Ball 2x springen).
- Unterrichten Sie in dem Fall Ihren Trainer von
Ihrer Krankheit und die möglichen Folgen für die Sportausübung. Er oder sie
wird Sie dann besser beraten und begleiten können. Sehr intensive Sportarten, bei denen viele
Belastungsspitzen auftreten (wie Sprinten) sind im Allgemeinen weniger
geeignet für Personen mit MS. Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von
extremer Ermüdung ist hierdurch größer.
- Sportaktivitäten im Team sind weniger geeignet, wenn Sie Probleme haben mit
Ihrer Koordination, Kraft, Gefühlsempfindung, Verkrampfung usw. Hierdurch
überschreiten Sie leichter Ihre Grenzen, wenn Sie nicht zurückstehen wollen
hinter Ihren Teamkollegen. Als Folge hiervon werden möglicherweise zusätzliche Ermüdung
und eine größere Gefahr von Verletzungen und Stürzen auftreten. Wenn Sie
aber schon ohne Probleme an Teamsport teilnehmen, machen Sie einfach damit
weiter.
Ermüdung
Berücksichtigen Sie, dass sich die körperlichen Beschwerden durch intensive
Sportausübung zeitweilig verschlimmern können, besonders Übermüdung und
Erschöpfung. Gönnen Sie sich darum ausreichende Ruhe zwischendurch und
fangen Sie nicht zu ungestüm an.
Müdigkeit, die ständig da ist, darf kein Grund sein, gar keine körperliche
Aktivität zu entwickeln. Beurteilen Sie selbst, wie sehr die körperliche
Aktivität Sie zusätzlich ermüdet und die Zeit, die Sie brauchen um sich
hiervon zu erholen. Durch Erfahrung lernen Sie, wann die Aktivität zu intensiv war. Dann können Sie
diese danach anpassen.
Arzneimittelgebrauch
Es gibt verschiedene Arzneimitteltypen, welche die Sportausübung
beeinflussen können. Lesen Sie die Packungsbeilage sorgfältig durch. Die
wichtigsten Medikamente, mit denen man während der Sportausübung rechnen
muss, sind:
- Arzneimittel, welche die Verkrampfung vermindern,
- Arzneimittel, welche die Reaktionszeit beeinflussen,
- Arzneimittel, welche einen Tremor (Muskelzittern) abschwächen (sog.
Betablocker, die die Herzaktivität unterdrücken).
Während einer Kortikosteroidbehandlung (zum Beispiel eine
Methylprednisolonkur) wird von Intensivsport abgeraten. Eine
Kortikosteroidbehandlung wird gewöhnlich während eines Schubs verordnet.
Dann wird gerade besondere Ruhe angeraten, sodass der Körper sich erholen kann.
Wärme (Warmes Bad, Sauna usw.)
Ein geringer Anteil der Personen mit MS erweist sich als empfindlich gegen
Temperaturerhöhungen, wodurch sich die Beschwerden zeitweilig verschlimmern.
Wenn Sie feststellen, dass Wärme Ihre Beschwerden verschlimmert, tragen Sie
dem dann in der Weise Rechnung, dass Sie zum Beispiel Ihre Kleidung anpassen, nicht in
einer zu warmen Umgebung Sport treiben und zu kühleren Tageszeiten sich
sportlich betätigen.
Beratung durch einen Behandler
Fragen Sie Ihren Neurologen, Reha-Arzt, Physiotherapeuten oder
MS-Krankenpfleger vorab um Rat wegen möglicher Bewegungsaktivitäten und
nehmen Sie bestimmt Kontakt mit ihnen auf, wenn Sie infolge der
Sportausübung mehr als „normale“ Beschwerden haben.
Wenn Sie Einschränkungen erfahren oder einen gezielten Sportratschlag
wünschen, ist eine sportmedizinische Untersuchung durch einen Sportarzt in
einer sportmedizinischen Einrichtung empfehlenswert.
Bewegungstipps
Hier folgen Tipps, um auf vertretbare Weise in Bewegung zu kommen und zu
bleiben:
- Wählen Sie eine Aktivität, die Sie angenehm finden und die zu Ihnen passt.
- In der Anfangsphase der Krankheit sind eine ganze Reihe von Sportarten,
vorausgesetzt sie sind den Möglichkeiten angepasst, für den MS-Patienten
geeignet.
- Bauen Sie die Aktivität allmählich auf, vorzugsweise unter sachkundiger
Begleitung.
- Informieren Sie Ihren Trainer/ Sportlehrer über MS und die Beschränkungen,
die Sie haben. Er oder sie wird Sie dann leichter beraten und begleiten
können.
- Während eines Schubs oder einer Exazerbation, bestimmt in Verbindung mit
einer Kortikosteroidbehandlung, wird von intensiver Sportausübung abgeraten.
- Sich gemeinsam sportlich zu bewegen fördert den sozialen Kontakt.
- Mindestens eine halbe Stunde sportliche Bewegung täglich ist für die
Gesundheit erstrebenswert.
- Die Bestimmung der Sportaktivität kann stattfinden während des allgemeinen
Kontrolltermins beim Neurologen, Reha-Arzt, MS-Krankenpfleger oder
Physiotherapeuten.
- Vergessen Sie vor allem nicht das Genießen!