Der Morbus Osgood-Schlatter beschreibt eine Entzündung am Ansatz der Kniescheibensehne am vorderen Schienbein knapp unterhalb des Knies.
1. Was ist Osgood-Schlatter?
Dr. Robert Osgood und Dr. Carl Schlatter beschrieben die Osgood-Schlatter Erkrankung erstmals im Jahr 1903, wobei es sich um Schmerzen handelt, die sich zwischen Kniesehne und Schienbein, also Patellasehne und Tibia, befinden. Direkt auf dem Schienbein und unterhalb der Kniescheibe, befindet sich die Tuberositas Tibia, also ein kleiner Hügel. Dort lässt sich das Problem lokalisieren. Ursächlich sind Ungleichgewichte zwischen der Kraft der Muskeln an der Vorderseite des Oberschenkels und der Qualität der Sehnenanbindung zu nennen. Die Kniebeschwerden treten bei Kindern im Alter zwischen 11 und 16 Jahren auf, sogar bei 13% aller Teenager.
2. Welche Symptome treten auf?
Drückt man auf die eben beschriebene Stelle, so spürt der Patient Schmerzen. Auch beim Strecken des Beines, vor allem in Bezug zu Widerstand, kommt es zu Schmerzen, mal stärker, mal schwächer ausgeprägt. Anfänglich bemerken die Patienten die Schmerzen direkt nach Anstrengung, später dann auch während dem Training und sogar davor. Häufig handelt es sich um eine Verdickung und Entzündungsreaktion. Die Stelle zeigt sich warm und rötlich. Die Beschwerden sind nicht anhaltend, können jedoch mal stärker und schwächer vorhanden sein und relativ launisch auftreten. Treppenlaufen oder in-die-Hocke-gehen verursacht weiterhin Schmerzen, die auf eine Osgood-Schlatter-Erkrankung hindeuten.
3. Ist Osgood-Schlatter eine typische Jungenkrankheit?
Damals galt die Osgood Schlatter Erkrankung als typische Jungenkrankheit, da sie in der Regel mehr Sport trieben und schneller größer wurden. Heute gelten diese Faktoren auch für Mädchen, sodass die Zahl der Erkrankten auch bei ihnen zunimmt. Um die Diagnose stellen zu können, müssen drei Bedingungen erfüllt sein. Das Alter muss zwischen 10 und 16 liegen, diejenigen Person muss Sport treiben und sich in einer Schnellwachstumsphase befinden. Die Diagnose wird in der Regel von einem Arzt gestellt, da natürlich auch andere Erkrankungen möglich sind. So wird die Krankheit auch mit dem Springerknie verwechselt, wie es bei Erwachsenen oft auftritt.
4. Welche Sportarten sind für die Krankheit am risikoreichsten?
Laufen, springen und knien – diese Bewegungen oder Ausführungen begünstigen einen Ausbruch der Krankheit. Die Sportarten, bei denen die Muskeln der vorderen Oberschenkel mit der Kniescheibe in Reibung geraten, sind betroffen. So muss viel Kraft auf diese Anbindungsstelle ausgeübt werden, wobei das Beugen diese Kraft noch verstärkt.
5. Behandlungsdauer nach Diagnose
Wie lange dauert es, ehe die Osgood-Schlatter-Erkrankung wieder genesen ist? Generell kann man diese Frage nicht so genau beantworten, denn es ist durchaus möglich, dass die Beschwerden auch ohne Behandlung schnell zurückgehen. Spätestens dann, wenn die Phase des Schnellwachsens vorüber ist. Dies beinhaltet meist weniger als zwei Monate, wenn man jedoch Pech hat, können daraus ein paar Jahre werden. Natürlich ist es möglich, dass sich die Beschwerden in ihrer Intensität zunehmen und die Erkrankung chronisch wird. Hier muss die Belastung herabgesetzt oder stark vermindert werden, oft können die Betroffenen erst wieder ab dem 17. Lebensjahr richtig Sport treiben.
6. Behandlung – was kann ich bei Erkrankung tun?
Eigentlich nicht viel, denn die Beschwerden liegen der sportlichen Belastung zugrunde. Sie werden auch nicht besser, indem man das Training langsamer angeht oder weniger intensiv trainiert. Behandeln kann man sie also nur, indem die Belastung oder der Sport, drastisch reduziert oder vermieden wird. Bereits Radfahren zur Schule kann zum Ausbruch oder Schmerz führen, ebenso wie Sprint- und Sprungübungen. Es nutzt übrigens nichts, sich mit Krücken auszuhelfen, dadurch würde die Beinmuskulatur mit der Zeit erschlaffen und es könnte zu weiteren Verletzungen kommen. 2-3 Mal täglich kann jedoch zum Cold-Pack gegriffen werden. Dies bewirkt zumindest eine gewisse Linderung des Schmerzes und auch gewisse Massagetechniken des Quadrizeps könnten Sinn machen, gefolgt von Entspannung. Möglicherweise kann auch ein Patellaband Abhilfe schaffen, welches in einem guten Sportfachgeschäft erhältlich ist. Massagen werden von Orthopäden verschrieben und von einem diplomierten Sportmasseur durchgeführt. Generell kann man die Griffe dann auch Zuhause anwenden. Das Patellaband muss genau unter der Kniescheibe und über dem kleinen Hügel angelegt werden, mitten auf die Sehne. Bei leichten Bewegungen kann man das Band dann auch beim Sport tragen, dauerhaft anbehalten sollte man es jedoch nicht. Auch ist es nicht dafür gedacht, die Belastung steigern zu können. Es dient lediglich dem Heilungsprozess.
Alles in allem bedarf es viel Geduld und man muss die Belastung vermindern. Wer damit früh beginnt, sofern Schmerzen auftraten, der hat gute Heilungschancen. Zwar ist es für junge Menschen oft leidlich mit anzusehen, wenn diese keinen richtigen Sport ausüben können, dennoch kommt es häufiger vor, als angenommen. Hier gilt also, Füße hochlegen und abwarten. Da der Verlauf der Krankheit aber eher launenhaft ist, kann es immer wieder zu Phasen kommen, in denen Sport getrieben werden kann. Besser ist es jedoch, sich vor Überanstrengung fernzuhalten und nur unterhalb seiner Schmerzgrenze zu trainieren. Oft hilft es auch schon, in eine andere Sportart zu wechseln.
7. Alternative Sportarten wählen – welche?
Richtiges Schwimmen und einige Fitnessübungen können definitiv ausgeübt werden, auch mit dieser Erkrankung. Oft ist es auch möglich, in leichtem Gang Fahrrad zu fahren. Und auch Reiten kann Spaß machen und möglich sein. Hier gilt es, sich einfach auszuprobieren. Sollten die Beschwerden anhalten und trotz verminderter Belastung anhalten, so kann man das Knie komplett ruhigstellen. In extremen Fällen hilft nur noch eine Operation, allerdings ist dies immer vom Spezialisten zu entscheiden. Ob die Operation dann den gewünschten Effekt bringt, ist trotzdem nicht gesagt, Oft geht es zwar vorüber, manchmal bleibt es aber auch unverändert und in selteneren Fällen ist es sogar schlimmer als zuvor.
8. Könnte Physiotherapie hilfreich sein?
Generell schon, allerdings ist es nicht erwiesen, dass Physiotherapie bei der Osgood-Schlatter Krankheit einen Nutzen hat. Als hilfreicher hat sich die manuelle Massage des Quadrizeps erwiesen, welche jedoch ebenfalls nur Erleichterung bringt.
9. Wann kann ich wieder Sport treiben?
Sind die Schmerzen bedingt durch die Krankheit vorüber, so kann man wieder mit dem Training beginnen. Natürlich langsam und immer Schritt für Schritt. Wer zu schnell auf sein altes Niveau zurück möchte, der kann sich andere Verletzungen zuziehen. Lassen Sie es daher ruhiger angehen und haben Sie Geduld, Ihr Körper wird Ihnen sagen, wenn er seine Leistung steigern kann.