Inkontinenz und Sport
Regelmäßige Bewegung hat einen günstigen Einfluss auf die Gesundheit und
kann überdies viel Spaß machen. Inkontinenz muss einen bestimmt nicht daran
hindern, sich (mehr) zu bewegen. Sie werden sehen, dass Sie sich um einiges besser fühlen,
wenn Sie regelmäßig in Bewegung kommen und bleiben!
Was ist Inkontinenz?
Unter Inkontinenz wird im Allgemeinen „das unzureichende Vermögen, Urin
und/oder Stuhl zurückzuhalten“ verstanden. Die meisten Menschen mit
Inkontinenz haben Last von Urin-Inkontinenz. Inkontinenz ist oft eine Folge von gesundheitlichen
Beschwerden, zum Beispiel eine Harnwegsinfektion, eine Stoffwechselkrankheit,
Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Prostatavergrößerung, Schlaganfall oder Schädigung des
Rückenmarks. Auch nach einer Operation oder einem Unfall können derartige
Beschwerden auftreten. Daneben ist Inkontinenz ein Problem, das nicht altersabhängig
ist. Infolge des natürlichen Alterungsprozesses des Körpers leiden aber
überwiegend Ältere an dieser Krankheit.
Ursache von Inkontinenz
Urin wird in der Blase angesammelt, bis diese voll geworden ist. In dem
Maße, wie die Blase voller ist, steigt der Drang, Wasser zu lassen. Um den
Blasenausgang herum sitzt ein Ringmuskel, der die Blase abschließt. Ohne den Ringmuskel würden
Sie fortdauernd Urin verlieren. Die Blase wird an ihrem Platz gehalten unter
anderen von den Beckenbodenmuskeln. Beim Wasserlassen entspannen sich der Ringmuskel und die Beckenbodenmuskeln, die Blase zieht sich zusammen und der Urin läuft nach
draußen. Bei Urin-Inkontinenz ist dieser Mechanismus gestört. Eine Ursache
hiervon kann bei Frauen eine Gebärmuttersenkung sein. Bei Männern kann es an
einer vergrößerten Prostata oder einer Prostataoperation liegen.
Formen von Inkontinenz
Die am meisten vorkommenden Formen von Inkontinenz sind:
- Anstrengungs- oder Stressinkontinenz: Diese Form von Inkontinenz entsteht,
wenn bei großer körperlicher Anstrengung, wie hochheben, husten, lachen oder
sporttreiben kleine Mengen Urin verloren werden. Diese Form von Inkontinenz kommt
hauptsächlich bei Frauen vor. Langdauernde Bettlägerigkeit, Blasensenkungen,
Alter oder
Bewegungsmangel können die Ursache hiervon sein.
- Harndrang-Inkontinenz: Diese Form der Inkontinenz entsteht durch eine
Störung der Blasentätigkeit und kommt sowohl bei Männern als auch bei Frauen
vor. Bei Harndrang-Inkontinenz fühlt man wiederholt einen plötzlichen Drang, Wasser
zu lassen, den man nicht immer beherrschen kann. Manchmal verliert man dabei
große Mengen Urin. Es gibt unterschiedliche Ursachen, durch die
Harndrang-Inkontinenz entstehen kann. Sie kann eine körperliche Ursache
habe, wie Diabetes, Alter, Blasenentzündungen oder eine Nervenkrankheit, aber es kann auch eine
psychische Erkrankung sein, zum Beispiel die Angst, den Urin nicht halten zu
können. Eine Mischform von Anstrengungs- und Harndrang-Inkontinenz kann auch auftreten.
- Tropfen-Inkontinenz: Diese Form der Inkontinenz äußert sich vornehmlich
durch das längere Nachtröpfeln nach dem Wasserlassen. Die Ursache ist
meistens eine unvollständig geleerte Blase infolge einer Vergrößerung der Vorsteherdrüse.
Diese Form der Inkontinenz kommt hauptsächlich bei Männern vor.
- Überlauf-Inkontinenz: Diese Form der Inkontinenz kommt vor allem bei
Männern und vor und entsteht dadurch, dass die Blase ständig voll ist. Dies
kommt durch eine Verstopfung der Harnröhre, die unter der Blase liegt, z.B. infolge einer
Prostatavergrößerung. Der Blasenmuskel kann hierdurch nicht die Kraft für
die Entleerung aufbringen. Als Folge hiervon kommt der Urin schussweise nach draußen.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Art der Behandlung ist von der Ursache und dem Schweregrad der
Inkontinenz abhängig. Bei der Behandlung werden etwaige andere Krankheiten
berücksichtigt, welche die Ursache der Beschwerden sein können.
Übungstherapie bei Inkontinenz
Sie können mit Hilfe spezieller Übungen dem Urinverlust begegnen. Zusammen
mit einen Übungstherapeuten können Sie bestimmen, welche Übungen für Sie am
besten geeignet sind.
In Folgendem werden wir die am meisten vorkommenden Formen von Inkontinenz
und die dazugehörigen Übungen für Sie der Reihe nach durchgehen.
- Stressinkontinenz: Die Übungen sind speziell darauf gerichtet, die
Beckenbodenmuskeln zu stärken. Die Gefahr des Urinverlustes während
kurzer körperlicher Anstrengung, wie husten, niesen und heben wird sich durch das Anspannen
dieser Muskeln verringern.
- Harndrang-Inkontinenz: die Übungen zielen speziell darauf ab, die
Beckenbodenmuskeln bei Harndranggefühl einige Zeit lang angespannt zu
halten, mit durchgehender Atmung und gekipptem Becken. Das anspannen dieser Muskeln bewirkt eine
Entspannung der Blase, während das Kippen des Beckens hilft, den Druck auf
die Blase zu vermindern.
- Tropfen-Inkontinenz: Die Übungen für die Beckenbodenmuskeln helfen, den
Urin länger zurückzuhalten. Auch das Toilettentraining ist hierbei wichtig.
Bewegungsratschlag
Inkontinenz bedeutet für viele Menschen eine gehörige körperliche und
geistige Belastung. Es ist ein Thema, über das zu sprechen schwer fällt, weil
viele Menschen sich dessen schämen. Vielleicht spielen diese Beweggründe auch in Ihrem Leben
eine große Rolle, weshalb Sie keinen Sport treiben, aus Angst, während der
Anstrengungen Urin zu verlieren. Dennoch ist Bewegung für Menschen mit Inkontinenz sehr
wichtig. Sie kann helfen, den Zustand zu verbessern. Aktivitäten, die Sie
gut ausführen können, sind Spazierengehen, Radfahren, Bowlen, Tai-Chi, oder Seniorengymnastik.
Auch in Fitnessstudios können Sie auf verschiedene gute Aktivitäten stoßen.
Abgesehen davon, dass diese sportlichen Aktivitäten Muskeln, Blutkreislauf und Verdauung
anregen, stellen sie auch eine angenehme Abwechslung dar. Gemeinsam Sport zu
treiben bedeutet auch neue soziale Kontakte und Geselligkeit.
Bewegungstipps
Hierunter folgen noch ein paar Tipps, wie Sie auf vertretbare Art in
Bewegung kommen und bleiben.
- Wählen Sie eine Sportaktivität, die Ihnen Spaß macht und die zu Ihnen
passt. Sehen Sie es sich ruhig einmal an, bevor Sie sich entschließen
mitzumachen.
- Unterrichten Sie Ihren Betreuer davon, dass Sie Inkontinenz haben. Er weiß
dann von Ihrer etwaigen Angst, während der Anstrengung Urin zu verlieren und
kann im Programm hierauf Rücksicht nehmen.
- Beginnen Sie immer mit Aufwärmen.
- Versuchen Sie, an mehreren Tagen in der Woche aktiv zu sein. Zum Beispiel,
indem Sie an dem einen Tag Rad fahren, am folgendem Tag eine Sportaktivität
ausführen und dann wieder einmal einen schönen Spaziergang in die Natur machen. Ab und zu
einen Ruhetag einzulegen ist natürlich nicht verkehrt.
- Bauen Sie Dauer, Intensität und Häufigkeit allmählich auf.
- Beraten Sie sich mit Ihrem Therapeuten, welche Übungen bei Ihrer Form von Inkontinenz am besten geeignet sind.
- Ruhen Sie kurz aus, wenn es zu anstrengend wird und lassen Sie sich nicht
antreiben, trotzdem weiterzumachen.
- Das Ziel ist, jeden Tag eine halbe Stunde aktiv zu sein.
- Schauen Sie in Ihr Branchenverzeichnis, es ist oft mehr möglich, als Sie
denken.
Kurzum, wenn Sie diese Tipps beachten, dann können Inkontinenz und Bewegung
ein hervorragendes und vor allem gesundes Paar bilden.
Viel Vergnügen.
Quelle: „Niederlande in Bewegung“ (NOC*NSF)
www.sportsondergruppen.de