Das Gehirn (Encephalon) ist das zentrale Organ des menschlichen Nervensystems und bildet zusammen mit dem Rückenmark das zentrale Nervensystem (ZNS). Es besteht aus dem Großhirn, dem Hirnstamm und dem Kleinhirn und liegt geschützt in der Schädelhöhle. Es ist von 3 Hirnhäuten umhüllt: Dura mater, Arachnoidea und Pia mater.

Das Gehirn empfängt Informationen von außen durch unsere 5 Sinne: Sehen, Riechen, Tasten, Schmecken und Hören - oft viele auf einmal. Es setzt die Nachrichten so zusammen, dass sie für uns eine Bedeutung haben, und kann diese Informationen in unserem Gedächtnis speichern. Das Gehirn steuert unsere Gedanken, unser Gedächtnis und unsere Sprache, die Bewegung der Arme und Beine sowie die Funktion vieler Organe in unserem Körper.


Anatomie

Menschliches Gehirn

1 Großhirn
2 Kleinhirn
3 Corpus callosum
4 Thalamus
5 Ventrikel
6 Pons
7 Medulla oblongata


Großhirn

Das Großhirn (Telencephalon) ist der größte Teil des Gehirns und wird durch eine tiefe Furche, die Längsspalte (Fissura longitudinalis cerebri), in eine nahezu symmetrische linke und rechte Hemisphäre geteilt. Die Hemisphären sind durch 5 Kommissuren verbunden, die größte von ihnen ist das Corpus callosum (Balken).
Die sogenannte Großhirnrinde enthält die überwiegende Mehrzahl der Neuronen. Deren Anzahl beträgt nach Schätzungen 15 Milliarden. Genau nachgezählt hat noch niemand, sondern es werden unter dem Mikroskop einzelne "Schnitte" analysiert, und dann interpoliert.

Zwischenhirn

Zum Zwischenhirn (Diencephalon) enthält Zentren für die Riech-, Seh- und Hörbahn, die Oberflächensensibilität, die Tiefensensibilität und die emotionale Empfindung. Es enthält u.a. die folgenden Regionen:

  • Hypothalamus: befindet sich im Boden des dritten Ventrikels und ist die Hauptsteuerung des autonomen Systems. Er spielt eine Rolle bei der Steuerung von Verhaltensweisen wie Hunger, Durst, Schlaf und sexueller Reaktion. Sie reguliert auch die Körpertemperatur, den Blutdruck, die Emotionen und die Sekretion von Hormonen.
  • Hypophyse: Sie liegt in einer kleinen Knochentasche an der Schädelbasis, der Sella turcica. Die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) ist über den Hypophysenstiel mit dem Hypothalamus des Gehirns verbunden. Sie wird als "Hauptdrüse" bezeichnet und steuert andere endokrine Drüsen im Körper. Sie schüttet Hormone aus, die die sexuelle Entwicklung steuern, das Knochen- und Muskelwachstum fördern und auf Stress reagieren.
  • Zirbeldrüse: befindet sich hinter dem dritten Ventrikel. Sie hilft bei der Regulierung der inneren Uhr und der zirkadianen Rhythmen des Körpers, indem sie Melatonin ausschüttet. Sie spielt eine Rolle bei der sexuellen Entwicklung.
  • Thalamus: dient als Relaisstation für sensorische und motorische Impulse zwischen Rückenmark und Medulla oblongata und dem Großhirn. Er spielt eine Rolle bei Schmerzempfindung, Aufmerksamkeit, Wachheit und Gedächtnis. Er erkennt sensorische Impulse wie Wärme, Kälte, Schmerz, Druck usw.

Hirnstamm

Der Hirnstamm ist der stammesgeschichtlich älteste Teil des Gehirns und besteht aus Mittelhirn, Pons (Brücke) und Medulla oblongata (verlängertes Rückenmark). Zehn der zwölf Hirnnerven treten direkt aus dem Hirnstamm aus.

Der Hirnstamm fungiert als Relaiszentrum, das das Groß- und Kleinhirn mit dem Rückenmark verbindet. Er ist maßgeblich an der Regulierung vieler lebenswichtiger Prozesse beteiligt und führt viele automatische Funktionen aus: Atmung, Herzfrequenz, Körpertemperatur, Wach- und Schlafzyklen, Verdauung, Niesen, Husten, Erbrechen und Schlucken.

Nucleus ruber

Der Nucleus ruber (Mittelhirn) ist durch hohen einen hohen intrazellulären Gehalt an Eisen (lat. ruber „rot“) gefärbt.
Er projiziert mit seinen Efferenzen ins Rückenmark und liefert dadurch einen wichtigen Teil des extrapyramidalen Motorischen Systems. Er nimmt, über Schaltkreise mit dem Nucleus emboliformis des Kleinhirns, Einfluss auf den Muskeltonus und die Körperhaltung.

Substantia nigra

Die Substantia nigra (Mittelhirn) ist durch hohen einen hohen intrazellulären Gehalt an Eisen und Melanin dunkel (lat. niger ,schwarz‘) gefärbt.
Sie ist in diverse Schaltkreise des extrapyramidalmotorischen Systems eingegliedert und steht auf diese Weise mit u.a. mit Großhirnrinde, Striatum, Nucleus subthalamicus, Thalamus in Verbindung. Über ihre dopaminergen Neurone werden Signale vermittelt, die besonders auf die Planung und den Beginn einer Bewegung wirken („Starterfunktion“).

Kleinhirn

Das Kleinhirn besteht aus einem inneren Mark aus weißer Substanz und einer äußeren Rinde aus reichlich gefalteter grauer Substanz (etwa 70 Milliarden Nervenzellen). Es ist mit dem Mittelhirn, der Pons und der Medulla oblongata durch Nervenfasern verbunden.

Das Kleinhirn ist für die Koordination von Muskelbewegungen(Eleganz), die Aufrechterhaltung der Körperhaltung und des Gleichgewichts zuständig.

 

Seitliche Ansicht

Schematischer Median-sagittal-Schnitt durchs Gehirns

Median-Sagittal-Schnitt: 1 - Gyrus frontalis sup.; 2 - G. frontalis med.; 3 - Corpus callosum (Balken); 4 - Gyri orbitales; 5 - G. praecentralis; 6 - G. cinguli; 7 - G. rectus; 8 - Lobulus praecentralis; 9 - Praecuneus; 10 - cuneus; 11 - Sulcus calcarinus; 12 - Lobus occipitalis


Limbisches System

Das limbische System (von lateinisch limbus „Saum“) ist eine Funktionseinheit des Gehirns. Es unterstützt eine Vielzahl von Funktionen, darunter Emotionen, Verhalten, Langzeitgedächtnis und Geruchssinn. Das Gefühlsleben ist größtenteils im limbischen System untergebracht, und es hilft entscheidend bei der Bildung von Erinnerungen.

Es enthält die folgenden anatomischen Strukturen (unvollständige Auswahl):

  • Hippocampus
  • Fornix
  • Corpus mamillare
  • Gyrus cinguli
  • Amygdal (Mandelkern)

Kortikale Efferenzen

Die kortikalen Efferenzen projizieren als mächtiges Traktsystem in subkortikale und spinale Kerngebiete. Aus der abnehmenden Dicke der Projektion wird deutlich, daß die kortikale Efferenz zu einem großen Teil in den supraspinalen Gebieten terminiert, nur ein kleiner Teil erreicht das Rückenmark.

Cortikale Projektionen

(1) Kortiko-striatale und kortiko-thalamische Trakte
(2) kortiko-rubrale Trakte
(3) kortiko-pontine Trakte
(4) kortiko-retikuläre und kortiko-bulbäre Trakte
(5) kortiko-oliväre Trakte
(6) Tractus cortico-cuneatus und cortico-gracilis
(7) Tractus cortico-spinalis lateralis
(8) Tractus cortico-spinalis ventralis


 

 

Siehe auch: Neurobiologie von ADHS.

 

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