Krebs und Massage
Brustkrebs ist in den Niederlanden die am häufigsten vorkommende Form von
Krebs bei Frauen. Eine von neun Frauen bekommt hiermit zu tun. Bei Frauen
zwischen 30 und 59 Jahren ist es die am häufigsten vorkommende Todesursache.
Allerdings, drei Viertel der Frauen mit Brustkrebs ist älter als 50 Jahre, wenn die
Diagnose gestellt wird.
Konventionelle Behandlungen können der Anlass sein für Nebenwirkungen. Öfter
vorkommende Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Angst, Übelkeit, Schmerzen und
Lymphödem. Diese Nebenwirkungen können zugleich ein Grund sein, ergänzende
Hilfe zu suchen. Bei Müdigkeit scheinen insbesondere körperliche Bewegung und
stressvermindernde Behandlungen wirkungsvoll zu sein.
Stressverminderung
Soziologische Forschung machte deutlich, dass viele Frauen mit Brustkrebs
sich etwas vormachen und es sozial nicht annehmbar finden, Angst, Wut oder
negative Gefühle zu zeigen. Daneben zeigen Studien, dass Angst, Depression
und Gefühle von Ohnmacht verhältnismäßig häufig vorkommen. Im Durchschnitt leiden 30% der
Brustkrebspatientinnen an einer Depression und wird diese oft unzureichend
vom Behandler erkannt. Depression bei Krebs ist oft gut zu behandeln, die
zutreffende Diagnose vorausgesetzt. Auf dem Gebiet der Stressverminderung hat man
unterschiedliche ergänzende Behandlungen untersucht. So scheint
Körpermassage Stress, Angst und Schmerz zu vermindern und die Stimmung zu
heben. Für Aromatherapie ist dies gleichfalls nachgewiesen. Auch Meditation, Atemübungen und Yoga
können Angst und Schmerz vermindern. Weiter kann das Führen eines Tagebuchs,
die Teilnahme an einer Psychotherapie oder an Selbsthilfegruppen von
Schicksalsgefährten dazu beitragen, Stress zu vermindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Individuelle Psychotherapie kann auch schmerzlindernd wirken und scheint
Kosten für weitere Behandlungen zu ersparen. Als positiv erweisen sich auch
die Einflüsse von Yogatherapie; sie bietet viele Vorteile, die für Brustkrebspatientinnen
wertvoll sein können. Sie trägt bei zu Gelenkigkeit und Kraft, verbessert
die Ausdauer, das Halten des Gleichgewichts und die Knochendichte und sorgt
für Entspannung und Halten des Gewichts. Forschung bewies, dass Yoga einen positiven Einfluss hat auf
Immunsystem, Verdauung, Stimmung, Blutkreislauf und Schlaf. Wegen der
positiven Forschungsergebnisse bei Krebspatientinnen gibt es immer mehr
Ausbildungen für Yogalehrer, die das Behandeln und Unterrichten von Krebspatientinnen zum
Ziel haben.
Erforschung der Wirkungen von Massage bei Krebs
Massagetherapie und Heilende Berührung vermindert Schmerz, hat einen
positiven Einfluss auf die Stimmung (wie Zorn, Verwirrung und Depression)
und Müdigkeit bei Krebspatienten, die Chemotherapie erhalten. Dies beweist
eine Studie der Universität von Minnesota. 87 Prozent von den 164 untersuchten Patienten
waren Frauen, von denen mehr als die Hälfte Brustkrebs hatte. Die Patienten
wurden beliebig in drei Gruppen aufgeteilt und erhielten vier Wochen lang
Massagetherapie, Heilende Berührung oder waren in der Nähe eines Therapeuten ohne dass
behandelt wurde. Die drei Gruppen erhielten gleichzeitig vier Wochen
lediglich die Standardbehandlung für Krebs, was zu Kontrollzwecken diente.
In der Massagetherapiegruppe wurde die standardisierte Schwedische Massage
verarbeitet, in der Heilende-Berührung-Gruppe wurden, nach einem
Standardprotokoll, Berührungstechniken verfolgt, während in der dritten
Gruppe allein Musik gespielt wurde (genau wie bei den anderen Gruppen). Das Ergebnis der Untersuchung war, dass
Massagetherapie und Heilende Berührung wirksamer waren als allein die
Anwesenheit eines Therapeuten oder die Standardbehandlung. Dabei wurde
geschaut nach körperlicher Entspannung, Schmerzverminderung, Stimmungsaufhellung und
Müdigkeit. Personen aus der Massagegruppe benötigten überdies weniger
entzündungshemmende Medikamente. Topinstitute in den USA fügen inzwischen
schon Massage in Krebsabteilungen ein. Sogar eine Gesichtsmassage wirkt schon stressmindernd
bei Krebspatienten. Aus einer anderen Untersuchung geht hervor, dass selbst
Berühren hilft gegen Schmerz und gegen eine schlechte Stimmung. Das ergab
sich aus einer Studie in den VS, die im September 2008 in einer Zeitschrift für
Internisten veröffentlicht wurde. Massage bei Krebs ist auch sinnvoll, um
Schmerz zu vermindern und depressiven Gefühlen entgegenzuwirken. Es wurden
fast 300 Patienten untersucht. Die eine Hälfte bekam Massage und die andere Hälfte nur
eine einfache Berührung. Beide Behandelungen wirkten zwar sofort schmerzstillend
und beeinflussten die Stimmung positiv, aber Massage war deutlich besser. In
dieser Studie wurden nur die unmittelbaren Wirkungen von Massage und Berührung betrachtet, nicht
die Wirkungen auf den etwas längeren Zeitraum. Massage und Berühren sind
simple Dinge, die keine Nebenwirkungen haben und folglich einfach grünes
Licht bekommen sollten!
Berühren ist uns so fremd geworden, aber es entspannt unmittelbar! Zum Glück
wird dies in der letzten Zeit allmählich mehr und mehr eingesehen.
Massage während Chemotherapie im Krankenhaus.
Das Beatrixkrankenhaus in Gorinchem, Unterabteilung von Rivas Zorggroep, bot
als eines der ersten allgemeinen Krankenhäuser in den Niederlanden
Massagetherapie für Chemotherapiepatienten an. Inzwischen gibt es mehr
Krankenhäuser, die Massagetherapie anbieten. Patienten mit Krebs, die zu
einer Chemokur kommen, können während der Behandlung ganz unverbindlich und
kostenlos eine Massage erhalten. Das Hauptaugenmerk von Patienten ist,
hauptsächlich während der Chemokur, auf den kranken Teil ihres Körpers
gerichtet. Eine Massage stärkt gerade das Körperbewusstsein und lenkt das
Hauptaugenmerk zurück auf den ganzen Körper. Anfangs hat man mit einem
Versuchszeitraum begonnen, in dem einen Vormittag pro Woche massiert wurde. Die Reaktionen der Patienten waren so
positiv, dass man sich entschlossen hat, mit dem Anbieten der
Massagetherapie fortzufahren. Laut Beatrixkrankenhaus bringt eine Chemokur
viele Spannungen mit sich. Massagetherapie wirkt entspannend, was dafür sorgen kann, dass Patienten
ihre Medikation zur Beruhigung nicht mehr brauchen oder während der Chemokur
einschlafen. Das Krankenhaus ist bestrebt, gute medizinische Versorgung zu
leisten, diese aber in möglichst angenehmer Umgebung und auf möglichst angenehme Art. Dabei
ist das Interesse für den Patienten entscheidend. Diese Massagetherapie ist
ein hervorragendes Beispiel dafür. Neben Massagetherapie widmet das
Beatrixkrankenhaus auch bei anderen Gelegenheiten Krebspatienten besondere
Aufmerksamkeit.
Übliche, einfache klassische Massagen wie die Schwedische Massage können
außergewöhnlich beruhigend sein. Diese Massageform wird viel angewendet als
Entspannungsmassage und auch als stimulierende Massage. Und selbst bei Krebs
wird sie eingesetzt, um Entspannung zu ermöglichen und Relaxing zu bewirken. Weniger
Stress bedeutet auch weniger Belastung des Immunsystems. Und dieses System
ist wichtig bei Krebs. Es gibt viele unterschiedliche Arten von
Massagetechniken, bis zu sehr spezialisierten Formen wie beispielsweise der japanischen Kobido-
Gesichtsmassage. Kobido ist eine anregende und stimulierende, aber vor allem
entspannende Massage des Kopf- und Nackenbereichs. Diese Methode wurde vor
500 Jahren in Japan entwickelt und seitdem vom Lehrer an den Schüler weitergegeben. Kobido
behandelt sowohl oberflächliche als auch tiefe Gewebe mit hoher
Sensibilität, sanfter Hand und geschickt gehandhabten Techniken. Neunzig
Prozent aller Spannung im Körper befindet sich im Kopf und im Nacken. Die Kobido-Massagen unterstützen
bei der Befreiung von Stress und Traumen, die tief verborgen sind im
Muskelsystem und den Energiebahnen von Gesicht, Kopf und Nacken. Weiter gibt
es Formen von Massage, die sich auf moderne Erkenntnisse in der Neurophysiologie stützen,
wie zum Beispiel die abschnittsweisen Massagen nach Prof. Dr. K. Hansen und
Dr. H. Schliack. Eine Tiefenmassage, die aus ziemlich kräftigen Griffen (die
natürlich der Kondition des Kunden angepasst werden) und klassischer Massage besteht.
Abschnittsweise Massage löst das subkutane Bindegewebe wieder, wodurch die
Störung verschwindet. Durch Reizung der Zonen kann ein inneres Organ günstig
beeinflusst werden. Mittels sanfter Massagetechniken wird das Lymphsystem zu einem
besseren Abtransport von Flüssigkeit angeregt.
Druckpunktmassage
Daneben zeigt die Praxis, dass Shiatsu-Massage als ergänzende Behandlung
während einer Chemotherapie Erleichterung verschafft. Während einer Chemokur
werden Krebspatienten viele Giftstoffe verabreicht, die den Tumor absterben
lassen sollen, sich aber im ganzen Körper verteilen. Gesunde Zellen werden durch die
Chemokur auch angegriffen, nur kann eine gesunde Zelle dies im Prinzip
besser vertragen. Im Allgemeinen klagen Patienten, die mit Chemo behandelt
werden, über Mündigkeit, Übelkeit und ein allgemeines Gefühl des Unbehagens. Shiatsu-Massage kann den
Prozess, die Giftstoffe aus dem Körper zu entfernen, unterstützen und gibt
gleichzeitig den Menschen mehr Energie. Während der Shiatsu-Massage wird
Druck mit den Händen/Fingern (shí=Finger und atsu=Druck) des Therapeuten auf bestimmte
Punkte des Körpers ausgeübt. Gewöhnlich wird dieser Druck auf dieselben
Punkte gegeben wie bei Akupunktur oder Akupressur, auf die Meridiane =
Energiebahnen im Körper. Aber bei Shiatsu wird auf (fast) alle Punkte, die auf einem Meridian
liegen, Druck ausgeübt. Es ist eine sanfte Massage, es wird nichts erzwungen
oder Schmerz zugefügt. Weil man infolge von Schmerz und Gefühl des
Unbehagens mühsamer und unvollkommener atmet, wird weniger Sauerstoff aufgenommen. Bei der
Behandlung mit Shiatsu wird auch sehr auf die Atmung geachtet, die durch die
Massage verbessert wird. Die Massage zielt darauf ab, Blockaden aufzuheben
und dafür zu sorgen, dass der Körper sich wieder wie ein Ganzes fühlt: der Körper kommt
trotz der Krankheit mehr ins Gleichgewicht. Das Ergebnis ist, dass Menschen
sich nach der Behandlung tatkräftiger und auch durch eine bessere Atmung
weniger übel und weniger elend fühlen. Es ist ratsam, kurz vor der ersten Chemobehandlung
schon mit einer Massage zu beginnen und die Massage einmal pro Woche oder
vierzehntäglich zu wiederholen.
Kurzum: Massage erweist sich für Krebspatienten als ein bewährtes Mittel, um
sich besser zu fühlen. Sie hilft überdies, den veränderten Körper und das
veränderte Leben zu akzeptieren.
Quelle: Massage Zaken 5/10