In der altchinesischen Philosophie sind Yin und Yang (chinesisch: 陰陽, wörtl. "Dunkelheit-Licht", "Negativ-Positiv") ein Konzept, das beschreibt, wie offensichtlich entgegengesetzte oder konträre Kräfte in der natürlichen Welt tatsächlich komplementär, miteinander verbunden und voneinander abhängig sein können und wie sie sich gegenseitig hervorbringen können, wenn sie miteinander in Beziehung stehen. In der chinesischen Kosmologie erschafft sich das Universum selbst aus einem primären Chaos materieller Energie, die in den Zyklen von Yin und Yang organisiert und zu Objekten und Leben geformt ist. Yin ist das rezeptive und Yang das aktive Prinzip, das sich in allen Formen der Veränderung und des Unterschieds zeigt, wie z. B. im Jahreszyklus (Winter und Sommer), in der Landschaft (Schatten im Norden und Helligkeit im Süden), in der geschlechtlichen Paarung (weiblich und männlich), in der Bildung von Männern und Frauen als Charaktere und in der soziopolitischen Geschichte (Unordnung und Ordnung).

In der chinesischen Kosmologie gibt es verschiedene Dynamiken. In der Kosmologie von Yin und Yang wird die materielle Energie, aus der sich dieses Universum gebildet hat, auch als Qi bezeichnet. Es wird angenommen, dass die Organisation des Qi in dieser Kosmologie von Yin und Yang viele Dinge geformt hat, darunter auch den Menschen. Viele natürliche Dualitäten (wie Licht und Dunkelheit, Feuer und Wasser, Ausdehnung und Kontraktion) werden als physische Manifestationen der durch Yin und Yang symbolisierten Dualität betrachtet. Diese Dualität ist der Ursprung vieler Zweige der klassischen chinesischen Wissenschaft und Philosophie, eine der wichtigsten Leitlinien der traditionellen chinesischen Medizin und ein zentrales Prinzip verschiedener Formen chinesischer Kampfkünste und Übungen wie Baguazhang, Taijiquan (Tai Chi) und Qigong (Chi Kung) und taucht auch im I Ging auf.

Der Begriff der Dualität ist in vielen Bereichen zu finden, z. B. in den Gemeinschaften der Praxis. Der Begriff "dualistischer Monismus" oder dialektischer Monismus wurde in dem Versuch geprägt, dieses fruchtbare Paradoxon der gleichzeitigen Einheit und Dualität auszudrücken. Yin und Yang können als komplementäre (und nicht als gegensätzliche) Kräfte betrachtet werden, die zusammenwirken, um ein dynamisches System zu bilden, in dem das Ganze größer ist als die zusammengefügten Teile. Nach dieser Philosophie hat alles sowohl Yin- als auch Yang-Aspekte (zum Beispiel kann Schatten nicht ohne Licht existieren). Je nach dem Kriterium der Beobachtung kann sich einer der beiden Hauptaspekte in einem bestimmten Objekt stärker manifestieren. Das Yin-Yang-Symbol (d. h. das Taijitu-Symbol) zeigt ein Gleichgewicht zwischen zwei Gegensätzen mit einem Anteil des entgegengesetzten Elements in jedem Abschnitt.

In der taoistischen Metaphysik sind die Unterscheidungen zwischen gut und schlecht sowie andere dichotome moralische Urteile Wahrnehmungen und nicht real; die Dualität von Yin und Yang ist also ein unteilbares Ganzes. In der Ethik des Konfuzianismus hingegen, vor allem in der Philosophie von Dong Zhongshu (ca. 2. Jahrhundert v. Chr.), wird der Idee von Yin und Yang eine moralische Dimension beigemessen.

 

 

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