Grundsätzlich schädigt Alkohol bei genügender Konzentration jede Körperzelle, weil er den Zellen Wasser entzieht. Es kann hier nur auf die gravierendsten Schäden eingegangen werden, ansonsten muß auf einschlägige Literatur verwiesen werden
Die einseitige Betrachtungsweise mit einer punktuellen Hervorhebung nur einer Wirkung gibt ein falsches Bild. In der ganzheitlichen Sicht ist die Summe der schädlichen Wirkungen des Alkohols wesentlich größer, z. B. durch regelmäßiges Trinken in eine Abhängigkeit vom Alkohol zu geraten oder an einer alkoholbedingten Leberentzündung zu erkranken.
Viele Drogen und Medikamente wirken in sehr geringen Mengen und nur auf ganz bestimmte Zellen im Körper. Alkohol ist im Gegensatz dazu eine sehr unspezifisch wirkende Substanz. Neben der Erhöhung des Allgemeinbefindens wirkt er auf alle Organe. Zum Vergleich: Die meisten Psychopharmaka werden in Dosierungen 5 bis100 mg (tausendstel Gramm) verschrieben; und auch die meisten Drogen entfalten ihre Wirkung bei Aufnahme im Milligrammbereich. Der Raucher einer Zigarette nimmt beispielsweise bis zu ungefähr 3 mg Nikotin zu sich. LSD wirkt sogar schon in Mengen im Mikrogrammbereich. (Mikrogramm [mg] ist ein Millionstel Gramm!) Alkohol muss dagegen in Dosen von mindestens 10 g (soviel ist etwa in einem halben Glas Bier) aufgenommen werden, um eine spürbare Anfangswirkung zu zeigen. Er hat deshalb eine vergleichsweise große Anzahl von ungewollten Nebenwirkungen. Betroffen von diesen Nebenwirkungen ist fast der ganze Körper. Besonders die Verdauungsorgane, die Leber, die Bauchspeicheldrüse und die Nerven reagieren schon bald auf die permanente Vergiftung. Wir können zwischen Frühschäden, die schon nach wenigen Monaten oder Jahren auftreten (und bei Abstinenz rückbildungsfähig sind), und Spätschäden, die sich nie mehr zurückbilden, unterscheiden.
Alkoholkranke leiden vielfach an einem Zittern (Tremor) der Hände, das sich unter emotionalen Belastungen und bei körperlicher Tätigkeit verstärkt. Mit abnehmender Blutalkoholkonzentration nimmt das Zittern zu, weshalb es sich bei Alkoholkranken besonders morgens nach der Ausnüchterung unangenehm bemerkbar macht. Das Zittern kann so stark sein, dass der Betroffene die Tasse - ohne zu verschütten - nicht an den Mund führen kann. Da erneute Alkoholzufuhr das Zittern mindert, sieht sich der Alkoholiker förmlich gezwungen, einen bestimmten Alkoholspiegel ständig aufrechtzuerhalten. Deshalb beginnt der Alkoholkranke schon am frühen Morgen mit dem Trinken und setzt es mit ziemlich gleichbleibenden Mengen über den Tag hinweg fort. Das Zittern kann aber auch bei Nervenkrankheiten ganz anderer Ursache vorkommen und ist deshalb nicht immer ein Hinweis auf eine Alkoholabhängigkeit.
Die alkoholbedingt körperliche Unsicherheit und die mangelnde Aufmerksamkeit des Alkoholkranken bringen ein erhöhtes Unfallrisiko mit sich. Zu schwerwiegenden Unfällen kann es bei der Arbeit mit Maschinen oder im Straßenverkehr kommen. Auch im häuslichen Bereich treten unter Alkoholeinfluss vermehrt Unfälle durch Sturz oder unachtsamen Umgang mit potentiell gefährlichen Haushaltsgeräten auf.
Gehirn: Bei jedem Rausch sterben Gehirnzellen ab. Bei ständigem Konsum kommt es zu einer allmählichen Schrumpfung des Gehirns (Atrophie). Dies bleibt lange Zeit ohne Einfluß auf die geistige Leistungsfähigkeit, da wir ca. 100 Miliarden Hirnzellen haben. Die Aufgaben der abgestorbenen Zellen werden von 'Reservezellen' übernommen, die diese Aufgaben jedoch erst 'lernen' müssen. Der Vorrat an Reservezellen wird durch Alkoholtrinken systematisch verringert.
Schließlich ist auch das Nervensystem der Gefahr einer Schädigung ausgesetzt. Hier sind vor allem die langen Nervenbahnen zu nennen, deren Erkrankung medizinisch als Polyneuropathie bezeichnet wird. Sie äußert sich in Missempfindungen, wie Kribbeln, ziehenden Schmerzen und einem Taubheitsgefühl in den Händen und Füßen. Häufig wird außerdem über Muskelkrämpfe, Muskelschwäche und Gangunsicherheit geklagt. Die Eigenreflexe, wie die Knie- oder Achillessehnenreflexe, können abgeschwächt sein oder überhaupt fehlen.
Hirnschäden durch Alkohol sind die häufigsten und bedeutsamsten, sie sind keinesfalls geringer zu bewerten als z.B. Leberschäden.
Herz/Kreislauf: Entgegen weitläufiger Meinung, Alkohol reduziere das Infarkt-Risiko, erhöhen schon geringe Mengen Alkohol täglich den Blutdruck. Bei vielen Bluthochdruck-Patienten ist Alkohol die wesentliche oder sogar einzige Ursache. Erhöhter Blutdruck ist wieder Risikofaktor für Schlaganfälle. Außerdem erhöht Alkohol die Blutfette (sogen. Triglyzeride) und führt wegen des hohen Kaloriengehaltes zu Übergewicht. Damit sind Herz-/Kreislaufkomplikationen geradezu vorprogrammiert.
Die ständigen Beteuerungen der Werbung und der Lobbyisten, Alkohol sei gesund (die Mengenvorstellungen schwanken da schon beträchtlich), werden wohl nie enden. Sie sind dennoch schlicht falsch! Erst kürzlich riet ein Politiker allen Frauen (?), täglich mindestens einen halben Liter Wein zu trinken. Dabei sprach er vor einer Winzer-Versammlung.....
Nicht selten finden sich Veränderungen des Blutes, wie beispielsweise eine Verminderung der roten Blutkörperchen oder der Thrombozyten.
Mundschleimhaut/Kehlkopf: Schon 1 Liter Bier pro Tag (analog ½ Liter Wein) erhöht das Risiko für Krebs der Mundschleimhaut, des Kehlkopfes und der Speiseröhre, insbesondere in Verbindung mit Rauchen.
Magen: Besonders bei regelmäßig Trinkenden und bei Alkohol-Abhängigen besteht fast immer eine Magenschleimhautentzündung (Magenschmerzen, vermehrte Übelkeit). Durch kleinere Blutungen kann es zu kaffeesatzartigem Erbrechen kommen, auch Erbrechen von hellem Blut bei Entzündungen im oberen Magenbereich (erruptive Gastritis, z.B. typisch bei Wodka-Trinkern).
Magengeschwüre sind nicht selten durch die Wechselwirkung Alkohol - Streß - Alkohol. Schmerzmittel wie 'Aspirin' oder 'Alka Seltzer' erhöhen das Risiko noch zusätzlich.
Entzündungen der Magenschleimhaut (Gastritis) und des Magen-Darm-Traktes mit Geschwürbildungen (Ulcus), die u. U. operative Eingriffe notwendig machen. Unter Alkoholkranken findet sich eine verhältnismäßig große Zahl von am Magen operierten Patienten. Die Verkleinerung des Magens nach einer Operation führt zur Verminderung der Alkoholverträglichkeit, weil dann feste und flüssige Nahrung rascher in den Dünndarm gelangen und auf diese Weise Alkohol schneller in das Blut übertritt. Dadurch wird auch eine Leberzirrhose eher ausgelöst als beim nicht operierten Alkoholiker.
Bauchspeicheldrüse: Chronischer Alkoholmißbrauch führt bei der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) zu einer besonders prekären Situation: Der Ausführungsgang zum Darm wird verengt, die Ferment-Bildung gleichzeitig gesteigert. Folge: Pankreas-Entzündung (Pankreatitis mit unbeschreiblich starke Schmerzen) und schließlich Selbstverdauung der Drüse. Absolut lebensgefährlich!
Entstehung eines Diabetes ist häufig die Folge einer Pankreas-Schädigung.
Leber: Die Leber ist das chemische Labor unseres Körpers. Sie muß Giftstoffe und sogen. harnpflichtige Stoffe umwandeln und abbauen. Wird ihre Leistungskapazität ständig überschritten, verlaufen die Schäden über folgende drei Stadien:
Organschäden betreffen am häufigsten die Leber in Form der Fettleber, der Leberentzündung und der Leberschrumpfung (Leberzirrhose). Allerdings handelt es sich hierbei um unspezifische Schädigungen, die auch durch Infektionen oder Gifte verursacht werden können. Mit ziemlicher Sicherheit besteht ein Zusammenhang sowohl mit der Dauer als auch mit der Menge der täglichen Alkoholzufuhr. Als Grenzwert für die Entstehung von Leberschäden werden im allgemeinen für Männer 40 g/Tag reiner Alkohol und für Frauen 20 g/Tag angesehen.
1. Fettleber: Fett als Abbauprodukt des Alkohols kann nicht mehr vollständig abtransportiert werden und wird zwischen den Leberzellen eingebaut. Das Volumen der Leber kann sich verdoppeln. Da die Leber keine Schmerzzellen hat, bleibt dies oft unbemerkt, kann aber an den erhöhten Gamma-GT-Werten erkannt werden (normal ggt 8-28, erhöht über 30 bis über 100 - 200), der Arzt kann die Vergrößerung ertasten. Bei Abstinenz bildet sich die Fettleber vollständig zurück.
2. Leberentzündung: Große Bandbreite von relativer Beschwerdelosigkeit über Gelbsucht (Hepatitis) bis zum lebensbedrohlichen Leberversagen durch das giftige Abbau-Zwischenprodukt Acetaldehyd. Leberzellen sterben ab und werden nicht wieder ersetzt. Anstieg mehrerer Leberwerte (sogen. Transaminasen). Bei Abstinenz Stillstand, jedoch keine vollständige Heilung.
3. Leberzirrhose: Entwicklung aus der Leberentzündung durch Weitertrinken. Massives Absterben von Leberzellen und Ersatz durch hartes Narbengewebe, dadurch Leberschrumpfung. Weitere Folgen: durch Behinderung des Pfortaderkreislaufes Krampfader-Bildung in der Speiseröhre (Blutsturz beim Aufplatzen - kann tödlich sein), Wasserstau, dadurch Entwicklung eines Wasserbauches, Selbstvergiftung des Körpers durch Ammoniak im Blut, langsamer qualvoller Tod. Einzige Überlebenschance: Strikte Abstinenz! (ca. 18.000 Tote jährlich durch Zirrhose!)
Die Leber ist das Organ, das sich mit dem Abbau des Alkohols und der Entgiftung des Körpers beschäftigen muss. Wird sie ständig mit großen Mengen des Körpergifts zugeschüttet, verändert sie sich im Laufe der Zeit.
Während sich die ersten Erkrankungsstadien bei anhaltender Abstinenz noch zurückbilden können, ist die Leberschrumpfung (Leberzirrhose) nicht mehr rückgängig zu machen. Die Leberzellen sind abgestorben, das Organ kann nie wieder seine gesunde Funktion ausüben. Was die angegriffene Leber an Verdauungsgiften nicht mehr abbauen kann, belastet zunehmend das Gehirn. Und wenn die Leber mehr und mehr durch Bindegewebe verstopft wird, sucht sich das Blut einen neuen Weg durch den Körper. Von dadurch aufgedunsenen Bäuchen (Aszites), Krampfadern in der Speiseröhre (Ösophagusvarizen) und vergrößerten Gefäßen unter der Haut (Medusen-Haupt) existieren sehr hässliche Bilder. Wer sie sehen möchte, findet sie in jedem Pathologiebuch unter der Rubrik Leberschäden. Ösophagusvarizen können spontan platzen und führen bei manchen Alkoholikern zum frühen Tod durch Blutsturz. Im Endstadium der Leberzirrhose fällt der Patient in ein Leberkoma und stirbt.
Schon 100 g Alkohol täglich, über 5 Jahre getrunken (das sind 2,5 l Bier, 1,2 l Wein oder 0,3 l Schnaps), erhöhen bei Männern das Zirrhosenrisiko auf das Zehnfache. 240 g (das entspricht 6 l Bier, 2,8 l Wein oder 0,7 l Schnaps) erhöhen es auf das Hundertfache. Bei Frauen ist die Zirrhose-Risiko bereits bei einer Tagesdosis von 70 g (also 1,8 l Bier, 0,8 l Wein oder 0,2 l Schnaps) um das Hundertfache erhöht.
Nerven: Als Zellgift schädigt Alkohol direkt das Nervenmark. Durch den bei Abhängigen häufigen Vitamin-B-Mangel kommt es außerdem zu Schädigungen der Nervenscheide.
Folge: Polyneuropathie, Schmerzen in den Beinen und Oberarmen, Wadenkrämpfe, Kribbeln oder Ausfall des Hautgefühls, Unsicherheit beim Gehen, Lähmungserscheinungen.
Diese Schäden können sich bei Abstinenz erst nach vielen Monaten bis Jahren zurückbilden. Einzige Therapie: Gabe von Vitamin-B-Präparaten.
Weitere Schädigungen:
Darm: Darmkrebs
Sexual-Hormone: Beim Mann Ausbildung einer Brust, typisch weibliche Schambehaarung; bei der Frau schütteres Haar, rauhe männliche Stimme
Lunge
Haut: Lederhaut
Knochen und Gelenke
Schließlich werden auch zerebrale Krampfanfälle (Alkoholepilepsie) beobachtet, die nach langjährigem Alkoholismus selbständig, aber auch im Verlauf eines Entzugs auftreten können. Im Gegensatz zu Anfällen anderer Genese kommen sie bei anhaltender Abstinenz zum Abklingen.
Zu den Störungen des Stoffwechsels gehören die Erhöhung des Blutzuckers (Diabetes mellitus), Erhöhung der Blutfette (Hypertriglyceridämie), Störungen des Mineralstoffwechsels, Störungen der Schilddrüsenfunktion, Störungen der Nebennierenrindenfunktion und Störungen des endokrinen Systems.
Ganz allgemein kann man sagen, das Alkohol in höherer Dosis ein Zellgift ist. Alkohol kann jede Zelle schädigen, wenn auch nur ganz langsam. Die Körperschäden treten im Regelfall erst nach einer langen Zeit süchtigen Trinkens auf. Wie ausgeprägt die Schäden sind, lässt sich nicht genau vorhersagen, da jeder Organismus individuell auf die Zufuhr von Alkohol reagiert.
Diese Krankheiten sind Ausdruck veränderter oder abgestorbener Zellen im Körper. Auch das Gehirn bleibt davon nicht verschont. Degenerierte Gehirnzellen äußern sich vor allem in veränderten Denken und Verhalten. Eine Reihe von körperlichen Krankheitssymptome bleiben oft lange Zeit verborgen. Erst wenn der Alkoholkonsum die Schwelle vom Missbrauch zur Abhängigkeit überschritten hat, werden die Folgeschäden immer deutlicher. Besonders Veränderungen der Leber und anderer innerer Organe verursachen bis zuletzt keine Schmerzen oder andere äußere Anzeigen. Da der Betroffene sein Trinkverhalten in der Regel verheimlicht. Aber Vorsicht: Alle Indizien können auch Ausdruck anderer Krankheiten sein! Ob eventuell eine andere Ursache vorliegt, müssen gegebenenfalls weitere internistische und neurologische Untersuchungen klären.
Psychische Folgen:
Im Verlauf eines länger dauernden Alkoholmissbrauchs oder einer Alkoholabhängigkeit kann es auch zu psychischen Beeinträchtigungen kommen, die sich beispielsweise in häufigen Stimmungsschwankungen, Angstzuständen, Depressionen bis hin zu einer Suizidgefährdung bemerkbar machen können.
Soziale Folgen:
Neben den körperlichen und psychischen Folgen zieht ein chronisch erhöhter Alkoholkonsum häufig auch nachhaltige Veränderungen des gesamten sozialen Umfeldes nach sich, wenn es beispielsweise infolge dessen oft zu sozialen Konflikten kommt, wenn Ehen oder Beziehungen zerbrechen und/oder der Arbeitsplatz verloren geht. Besonders betroffen hiervon sind meist die Kinder von Alkoholkranken.