Alkoholismus ist ein weit gefasster Begriff für jeden Alkoholkonsum, der zu psychischen oder körperlichen Gesundheitsproblemen führt. Die Erkrankung wurde bisher in zwei Arten unterteilt: Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit. Im medizinischen Kontext gilt Alkoholismus (auch Alkoholabhängigkeit, Trunksucht, Alkoholsucht oder Alkoholkonsumstörung genannt) als gegeben, wenn zwei oder mehr der folgenden Bedingungen vorliegen:

  • Eine Person trinkt über einen längeren Zeitraum größere Mengen,
  • hat Schwierigkeiten die Menge zu reduzieren,
  • verbringt viel Zeit mit der Beschaffung und dem Verzehr,
  • Verantwortlichkeiten wird nicht oder nicht ausreichend nachgekommen,
  • die Alkoholsucht führt zu sozialen Problemen,
  • wird der Verzehr reduziert zeigen leichte bis schwere Entzugserscheinungen,
  • die Toleranz gegenüber Alkohol („Trinkfestigkeit“) ist erhöht.

Gefährliche Situationen können u.a. durch Alkohol am Steuer oder ungeschützter Sex entstehen.

Das medizinische Klassifikationssystem ICD-10 unterscheidet zwischen dem Abhängigkeitssyndrom (F10.2) und schädlichem Genuss von Alkohol (Alkoholmissbrauch (F10.1). Letzteres bezeichnet – als schwächere Variante – einen Alkoholkonsum mit nachweislich schädlicher Wirkung (körperlich oder psychisch), ohne dass eine Abhängigkeit vorliegen muss.

Außerdem existiert eine Definition der Weltgesundheitsorganisation, WHO:
"Alkoholiker sind exzessive Trinker, deren Abhängigkeit vom Alkohol einen solchen Grad erreicht hat, dass sie deutliche geistige Störungen oder Konflikte in ihrer körperlichen und geistigen Gesundheit, ihren mitmenschlichen Beziehungen, ihren sozialen und wirtschaftlichen Funktionen aufweisen; oder sie zeigen Vorzeichen einer solchen Entwicklung, daher brauchen sie Behandlung."

Auch wenn Alkohol nicht als illegale Droge eingestuft wird, so gibt es auch hier ein Grenze was den täglichen Konsum angeht. Viele Gewohnheitstrinker konsumieren nicht nur Wein oder Bier, sondern landen früher oder später bei hochprozentigen Spirituosen.

Aufgrund der Wirkung des Ethanols (genauer: Ethylalkohol; C2-H5-OH) auf das Nervensystem, die Leber und andere Organe sind alkoholische Getränke gesundheitsschädlich (insbesondere mehr als 36 Gramm pro Tag).
Beispiel: 1 Liter Wein mit 10 Vol.% enthält 100 ml Alkohol (spezifisches Gewicht: 0,8). Daraus folgt das eine handelsübliche Flasche Wein (0,7 Liter) 0,7 x 0,1 (10%) x 0,8 = 0,56 Gramm Alkohol enthält. Bier enthält in etwa 5 Vol.% Alkohol, also die Hälfte von Wein.
Die Prävention des Alkoholkonsums bei Kindern & Jugendlichen wird durch das Jugendschutzgesetz gefordert. Hinzu kommen aufklärende Maßnahmen in Schulen, Vereinen, etc. um die Betroffenen als auch die Öffentlichkeit über die Gefahren des (übermäßigen) Konsum von Alkohol hinzuweisen.

Etymologie

Über das spanische „alcohol“ gelangte das arab. Wort „al-kuhl“ (= „feines Pulver“) ins Deutsche. Ursprünglich bezeichnete es Antimon(pulver), das man in der Kosmetik zum Schwärzen der Augenlider verwendete (Augenschminke).
Der Arzt und Alchimist Paracelsus verwendete das Wort im 16. Jahrhundert mit der Bedeutung „Feines, Subtiles“, später kam die Bedeutung „Essenz“ hinzu.

Physiologische Auswirkungen

Übermäßiger Alkoholkonsum kann alle Organe des Körpers betreffen, vor allem aber Gehirn, Herz, Leber, Bauchspeicheldrüse und Immunsystem.

Betroffene Organe

Da der Alkohol durch das Blut über den ganzen Körper verteilt wird, kommt es bei regelmäßig erhöhtem Konsum in praktisch allen Geweben zu Zellschädigungen. Zu den zahlreichen Organschäden infolge eines chronisch erhöhten Alkoholkonsums gehören vor allem die Veränderungen der Leber (Fettleber, Leberentzündung, Leberzirrhose), der Bauchspeicheldrüse, des Herzens (Erweiterung des Herzmuskels) sowie des zentralen und peripheren Nervensystems (Hirnatrophie, Polyneuropathie) und der Muskulatur (Muskelatrophie).

Die kritische Haltung der Medizin gegenüber alkoholhaltigen Getränken ist wohlbegründet, da der Missbrauch weit verbreitet und in seine negativen Folgen in keiner Praxis oder Klinik zu übersehen sind. Das Spektrum eindeutig alkoholbedingter oder -begünstigter Erkrankungen, von der häufigen klassischen „Leberzirrhose“, über Karzinome des Naso- und Oropharynx, des Tracheobronchial- und Gastrointestinal Traktes, bis zur Kardiomyopathie und (seltenen) Coronars-Spasmen reichend (Deev 1998, Yuan 1997, Oda 1994), sei hier nur angedeutet. Auch an die Gefahren einer alkoholtoxischen Embryopathie durch Alkoholaufnahme in der Schwangerschaft, sowie von Interaktionen zwischen Alkohol und Medikamenten, ist ebenso zu denken wie an die Tatsache, dass Alkohol kalorienreich ist.

Als Allgemeinwissen muss heute die Festlegung der „kritischen Alkoholdosis" gelten, also derjenigen Menge, bei deren Überschreitung in großen Kollektiven mit einer signifikanten Zunahme von alkoholbedingten Organschäden zu rechnen ist. Sie beträgt 40 g Alkohol pro Tag für Männer, und aufgrund des langsameren Metabolismus lediglich 20 g/Tag für Frauen. Hierbei ist zu bedenken, daß es sich um Durchschnittswerte handelt, und somit einzelne Individuen sowohl größere Mengen schadlos vertragen, andere jedoch auch bei geringeren Alkoholmengen mit Organstörungen und - Schädigungen reagieren können. Die genannten Alkoholmengen entsprechen beispielsweise ca. 0,4 bzw. 0,2 l Wein (10 - 12 Vol.%) oder ca. 0,7 bzw. 0,35 l Bier (5 - 6 Vol.%), und lediglich 0,05 bzw. 0,1 l hochprozentiger Spirituosen mit 40 Vol% Alkohol. Die Rate der Metabolisierung, messbar auch an der enzymatischen Aktivität (z.B. hepatische Alkoholdehydrogenase), nehmen bei regelmäßigem Alkoholgenuss zu.

Ebenso wie der organische Aspekt ist aus medizinischer Sicht der Einfluss des Alkohols auf Psyche und Nervensystem zu bedenken. Weniger die ohnehin offensichtliche Destruktion der Persönlichkeit bei chronischem Alkoholismus, sondern auch der geringe oder gemäßigte Alkoholgenuss zu ungeeigneten Zeitpunkten und Anlässen (Arbeit, Autofahrt, Maschinenbedienung, Problembewältigung) verdient unter diesem Aspekt eine nachdrückliche Warnung.

Die Sorge um verantwortungslosen Umgang mit alkoholischen Getränken ist so groß, dass viele Autoren sich nicht zur Empfehlung eines regelmäßigen, gemäßigten Konsums bewegen wollen (Jepson 1995, Kannel 1996, Klatsky 1997). Richtig ist, dass das Risiko/Nutzen - Verhältnis für verschiedene Individuen unterschiedlich ausfallen kann (Criqui 1994). Umgekehrt kann aber auch durch Information und Aufklärung eine breite Basis für einen sinnvollen, wohldosierten Alkoholkonsum geschaffen werden.

Alkohol & Medikamente

Nicht nur Alkohol kann im Straßenverkehr gefährlich werden. Aber auch etwa jedes fünfte Medikament kann das Reaktionsvermögen beeinträchtigen. Also Vorsicht! Doch wie kann man sich orientieren? Während beim Alkohol eine feste Promillegrenze besteht, gibt es bei Arzneimitteln keinerlei Richtwerte.

Das liegt unter anderem daran, dass Arzneistoffe nicht so leicht nachweisbar sind wie Alkohol. "In's Röhrchen pusten" wäre für Medikamente nicht möglich. Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen Alkohol und Arzneimitteln: Auf Promille kann man verzichten - auf Medikamente vielfach nicht. Tabletten können die Fähigkeit, ein Fahrzeug zu führen im Übrigen auch verbessern. Unbehandelte Patienten mit Bluthochdruck oder starken Kopfschmerzen beispielsweise können sich unbehandelt nur eingeschränkt konzentrieren und gefährden dadurch den Verkehr. Ein komplizierter Fall also. Und nicht nur verschreibungspflichtige Medikamente sind betroffen, auch der rezeptfreie Hustensaft aus der Apotheke kann gefährlich werden.


Alkoholabhängigkeit als Krankheit

Manche Menschen sind nicht in der Lage, nach einer mehr oder weniger langen Periode durchschnittlichen Konsums diese Trinkmenge beizubehalten. Sie verfallen dem starken Verlangen, mehr Alkohol zu sich zu nehmen, als ihnen zuträglich ist. Allmählich verlieren sie die Fähigkeit, im rechten Moment aufzuhören und geraten damit in eine Entwicklung, die sie aus eigener Kraft nicht mehr beherrschen können und die schließlich in der Abhängigkeit von der Droge Alkohol endet.

Der Weg in die Abhängigkeit lässt sich über zwei unterschiedliche Trinkmuster zurückverfolgen. Der eine beginnt mit dem regelmäßigen Trinken. Im Laufe der Jahre steigt die Trinkmenge, die aber über den Tag verteilt getrunken wird, so dass trotz der insgesamt großen Trinkmengen die schweren Räusche und damit die sozialen Auffälligkeiten weitgehend ausbleiben. Dieses Trinkmuster wird auch als Spiegeltrinken bezeichnet wegen der weitgehenden Ausrichtung an einem bestimmten Alkoholspiegel, der subjektiv gesehen die bestmögliche Befindlichkeit verspricht. Ständig unter Alkoholeinfluss zu stehen, wird so im Laufe der Zeit zu einem elementaren Bedürfnis.

Ein anderes Trinkmuster besteht darin, sich gehäuft bis zum Rausch zu betrinken. Die Kontrolle über die Einhaltung einer noch verträglichen Trinkmenge geht verloren, und es wird solange getrunken, bis der schwere Rauschzustand das Ende des Trinkens erzwingt. Anfänglich kann das berauschende Trinken dazu dienen, Konflikte oder unangenehme Befindlichkeiten zu vergessen. Aber auch dieses berauschende Trinken kann sich zur Gewohnheit entwickeln und in eine Abhängigkeit vom Alkohol münden, wenn es nicht mehr gelingt, sich trotz des Erkennens der schädigenden Folgen des Alkohols zu enthalten.

Nach einer älteren Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahre 1952 gelten als Alkoholiker "exzessive Trinker", deren Abhängigkeit vom Alkohol einen solchen Grad erreicht hat, dass sie deutliche geistige Störungen oder Konflikte in ihrer körperlichen und geistigen Verfassung, ihren mitmenschlichen Beziehungen, ihren sozialen und wirtschaftlichen Funktionen aufweisen oder Anzeichen einer solchen Entwicklung zeigen. Die Definition hebt drei Merkmale besonders hervor: die Abhängigkeit, die Folgeerscheinungen und die erhebliche Trinkmenge.

Die Abhängigkeit ist beim Alkoholkranken in der Regel seelischer (psychischer) und körperlicher (physischer) Art. Als psychische Abhängigkeit wird das unwiderstehliche Verlangen nach Einnahme des Alkohols bezeichnet, um Lust zu gewinnen oder Missbehagen zu beseitigen. Die physische Abhängigkeit ist durch Entzugserscheinungen charakterisiert, die sich mit dem Abklingen der Alkoholwirkung einstellen und sich in Händezittern, Schwitzen, innerer Unruhe, Herzjagen und motorischer Unruhe äußern; in manchen Fällen stellt sich ein Entzugsdelirium ein.

Der zweite wesentliche Teil der Definition betrifft die Folgeerscheinungen auf psychischem, physischem und/oder sozialem Gebiet, die in den betreffenden Abschnitten gesondert beschrieben sind.

Bei der Trinkmenge wird in der Definition zwar von einer sehr erheblichen Trinkmenge ausgegangen, aber es werden dazu keine bestimmten Alkoholmengen genannt, da die Verträglichkeit von Mensch zu Mensch sehr verschieden ist und die Festsetzung eines allgemein gültigen Grenzwertes nicht zulässt.

Die Definition enthält auch nach heutigem Verständnis wesentliche Gesichtspunkte zur Erkennung eines Alkoholikers. Allerdings gilt der Begriff des Alkoholikers als zu unscharf, so dass sich in der medizinischen Diagnostik der Begriff der Alkoholabhängigkeit durchgesetzt hat. Nach der neuesten Ausgabe der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen ICD-10 ist von der Diagnose einer Abhängigkeit auszugehen, wenn drei oder mehr der folgenden Kriterien gleichzeitig irgendwann während des letzten Jahres vorhanden waren:

    1. Ein starker Wunsch oder eine Art Zwang, psychotrope Substanzen zu         konsumieren.

    2. Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und     der Menge des Konsums.

    3. Ein körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion

    4. des Konsums, nachgewiesen durch die substanzspezifischen                        Entzugssymptome oder durch die Aufnahme der gleichen oder einer            nahe verwandten Substanz, um Entzugssymptome zu mildern oder zu            vermeiden.

    5. Nachweis einer Toleranz. Um die ursprünglich durch niedrigere Dosen         erreichten Wirkungen der psychotropen Substanz hervorzurufen, sind           zunehmend höhere Dosen erforderlich.

    6. Fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügungen oder Interessen     zugunsten des Substanzkonsums, erhöhter Zeitaufwand, um die Substanz     zu beschaffen, zu konsumieren oder sich von den Folgen zu erholen.

    7. Anhaltender Substanzkonsum trotz Nachweises eindeutiger schädlicher       Folgen.

Zur Unterstützung der Diagnostik haben sich in der klinischen Praxis Fragebogentests bewährt, im deutschen Sprachraum vor allem der von Feuerlein und Mitarbeitern entwickelte Münchner Alkoholismustest (MALT) und der Kurzfragebogen für Alkoholgefährdete (KFA).

Die Grenzen zwischen dem Alkoholmissbrauch und der Alkoholabhängigkeit sind fließend. In der Öffentlichkeit wird häufig zwischen Alkoholgefährdeten und Alkoholkranken kein Unterschied gemacht. Der Krankheitsbegriff sollte nur für solche Trinker gelten, die bereits abhängig sind und deutliche Schäden im Sinne der diagnostischen Kriterien aufweisen.

Die Anerkennung des Alkoholismus als Krankheit war lange umstritten. Bereits im 19. Jahrhundert vertraten fortschrittliche Ärzte die Auffassung, Alkoholismus als Krankheit einzuordnen. Das unterstellte Prinzip des Selbstverschuldens des Alkoholikers war damals noch nicht zu überwinden.

Erst 1968 wurde die "Trunksucht" als Krankheit im Sinne der Reichsversicherungsordnung durch ein Urteil des Bundessozialgerichts anerkannt, weil es sich hier um einen objektiv fassbaren Zustand des Körpers und des Geistes handelt, der von der Norm abweicht und der durch eine Heilbehandlung behoben, gelindert oder zumindest vor einer drohenden Verschlimmerung bewahrt werden kann.

Mit diesem Urteil wurde die Grundlage für die Kostenübernahme durch die Träger der Sozialversicherung geschaffen. Eine gewisse Einschränkung wird nur in einem Nachsatz des Urteils angedeutet, in dem ein Behandlungserfolg unterstellt wird.


Körperliche Störungen

Organschäden betreffen am häufigsten die Leber in Form der Fettleber, der Leberentzündung und der Leberschrumpfung (Leberzirrhose). Allerdings handelt es sich hierbei um unspezifische Schädigungen, die auch durch Infektionen oder Gifte verursacht werden können. Mit ziemlicher Sicherheit besteht ein Zusammenhang sowohl mit der Dauer als auch mit der Menge der täglichen Alkoholzufuhr. Als Grenzwert für die Entstehung von Leberschäden werden im allgemeinen für Männer 40 g/Tag reiner Alkohol und für Frauen 20 g/Tag angesehen.

Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) sind ebenfalls zu einem beträchtlichen Teil übermäßigem Alkoholkonsum anzulasten. Die Ausheilung ist nur über eine langfristige Enthaltsamkeit zu erreichen.

Sehr häufig kommt es auch zu Entzündungen der Magenschleimhaut (Gastritis) und des Magen-Darm-Traktes mit Geschwürbildungen (UIcus), die u. U. operative Eingriffe notwendig machen. Unter Alkoholkranken findet sich eine verhältnismäßig große Zahl von magenoperierten Patienten. Die Verkleinerung des Magens nach einer Operation führt zur Verminderung der Alkoholverträglichkeit, weil dann feste und flüssige Nahrung rascher in den Dünndarm gelangen und auf diese Weise Alkohol schneller in das Blut übertritt. Dadurch wird auch eine Leberzirrhose eher ausgelöst als beim nicht operierten Alkoholiker.

Nicht selten finden sich Veränderungen des Blutes, wie beispielsweise eine Verminderung der roten Blutkörperchen oder der Thrombozyten.

Auch Erkrankungen des Herzmuskels, Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck können die Folge eines langjährigen überhöhten Alkoholkonsums sein. Hierfür ist in der Hauptsache die direkte Gifteinwirkung des Alkohols verantwortlich. Scheinbar im Widerspruch dazu stehen gelegentliche positive Pressemeldungen, die auf eine herabgesetzte Sterblichkeit durch Tod an einer koronaren Herzerkrankung bzw. einem Herzinfarkt bei mäßigem Alkoholkonsum hinweisen. In der Tat gibt es dafür in wissenschaftlichen Studien Beweise. Daraus jedoch eine medizinische Indikation für das Alkoholtrinken abzuleiten, ist verfehlt.

Die einseitige Betrachtungsweise mit einer punktuellen Hervorhebung nur einer Wirkung gibt ein falsches Bild. In der ganzheitlichen Sicht ist die Summe der schädlichen Wirkungen des Alkohols wesentlich größer, z. B. durch regelmäßiges Trinken in eine Abhängigkeit vom Alkohol zu geraten oder an einer alkoholbedingten Leberentzündung zu erkranken.

Schließlich ist auch das Nervensystem der Gefahr einer Schädigung ausgesetzt. Hier sind vor allem die langen Nervenbahnen zu nennen, deren Erkrankung medizinisch als Polyneuropathie bezeichnet wird. Sie äußert sich in Missempfindungen, wie Kribbeln, ziehenden Schmerzen und einem Taubheitsgefühl in den Händen und Füßen. Häufig wird außerdem über Muskelkrämpfe, Muskelschwäche und Gangunsicherheit geklagt. Die Eigenreflexe, wie die Knie- oder Achillessehnenreflexe, können abgeschwächt sein oder überhaupt fehlen.

Alkoholkranke leiden vielfach an einem Zittern (Tremor) der Hände, das sich unter emotionalen Belastungen und bei körperlicher Tätigkeit verstärkt. Mit abnehmender Blutalkoholkonzentration nimmt das Zittern zu, weshalb es sich bei Alkoholkranken besonders morgens nach der Ausnüchterung unangenehm bemerkbar macht. Das Zittern kann so stark sein, dass der Betroffene die Tasse - ohne zu verschütten - nicht an den Mund führen kann. Da erneute Alkoholzufuhr das Zittern mindert, sieht sich der Alkoholiker förmlich gezwungen, einen bestimmten Alkoholspiegel ständig aufrechtzuerhalten. Deshalb beginnt der Alkoholkranke schon am frühen Morgen mit dem Trinken und setzt es mit ziemlich gleichbleibenden Mengen über den Tag hinweg fort. Das Zittern kann aber auch bei Nervenkrankheiten ganz anderer Ursache vorkommen und ist deshalb nicht immer ein Hinweis auf eine Alkoholabhängigkeit.

Die alkoholbedingt körperliche Unsicherheit und die mangelnde Aufmerksamkeit des Alkoholkranken bringen ein erhöhtes Unfallrisiko mit sich. Zu schwerwiegenden Unfällen kann es bei der Arbeit mit Maschinen oder im Straßenverkehr kommen. Auch im häuslichen Bereich treten unter Alkoholeinfluss vermehrt Unfälle durch Sturz oder unachtsamen Umgang mit potentiell gefährlichen Haushaltsgeräten auf.

Ferner ist der Alkoholiker in höherem Grade der Gefahr einer Krebserkrankung im Mund, Rachen- und Speiseröhrenbereich sowie der Leber, der Lunge und des Dickdarms ausgesetzt.

Auf die Bedeutung von alkoholbedingten Fehlbildungen bei Neugeborenen, die sogenannten Alkohol-Embryopathien, muss eindringlich hingewiesen werden. Hierfür wird Alkoholmissbrauch, vor allem in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten, angeschuldigt, da der Alkohol aus dem Blutkreislauf der Mutter unmittelbar in den des werdenden Kindes übertritt und die Organentwicklung stört. Das geschädigte Kind weist einen körperlichen und geistigen Entwicklungsrückstand sowie einen kleinen deformierten Kopf auf. Außerdem sind Fehlbildungen am Genitalbereich, am Herzen und an den Gelenken beschrieben. Jährlich sind 2200 Kinder in der Bundesrepublik nach Expertenschätzungen von den unter dem Krankheitsbild Alkoholembryopathie zusammengefassten Symptomen betroffen.

Schließlich werden auch zerebrale Krampfanfälle (Alkoholepilepsie) beobachtet, die nach langjährigem Alkoholismus selbständig, aber auch im Verlauf eines Entzugs auftreten können. Im Gegensatz zu Anfällen anderer Genese kommen sie bei anhaltender Abstinenz zum Abklingen.

Zu den Störungen des Stoffwechsels gehören die Erhöhung des Blutzuckers (Diabetes mellitus), Erhöhung der Blutfette (Hypertriglyceridämie), Störungen des Mineralstoffwechsels, Störungen der Schilddrüsenfunktion, Störungen der Nebennierenrindenfunktion und Störungen des endokrinen Systems.

Die Zahl der alkoholbedingten Todesfälle wird jährlich auf rund 40000 geschätzt, bedingt durch Leberzirrhose, Krebserkrankungen, Unfälle und Selbstmorde.

 



 

Alkoholsucht ist eine sich einschleichende Krankheit, die nicht von heute auf morgen kommt. Auch der Betroffene bekommt es nicht sofort mit, meistens erst, wenn es schon zu spät ist und der Alkoholkonsum schon eine dominierende Rolle in seinem Leben spielt.

Die Gewohnheit. jeden Tag oder sehr regelmäßig Alkohol zu trinken, wird nicht als Krankheit wahrgenommen.

Das Gegenteil ist der Fall. Der Betroffene fühlt sich noch gut dabei, hat er doch nun einen "Freund" gefunden, der ihm in jeder Situation "hilft". Er benutzt den Alkohol nun gezielt, um seine Gefühle zu steuern.

Im Unterbewusstsein wird das ungewöhnliche Trinkverhalten manchmal wahrgenommen aber verdrängt.

Gespräche über das Thema Alkohol werden vermieden. Sollte ein Ausweichen nicht möglich sein, wird auf den stärkeren Alkoholkonsum anderer Menschen hingewiesen, um sein eigenes Trinkverhalten zu verharmlosen. Direkte Anspielungen auf eine Abhängigkeit wird sehr oft mit Aggressivität beantwortet.

Statistik

Alkoholkonsum hat auch 2018 einen großen Anteil an der Suchtproblematik. Etwa 74.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland an den Folgen.

Gut 130 Liter pro Kopf werden an alkoholischen Getränken konsumiert (umgerechnet entspricht dies 10,5 Litern an reinem Alkohol). Dies entspricht umgerechnet etwa 0,35 Liter pro Tag. Dazu zählt vor allem Bier (rund 101 Liter pro Jahr), gefolgt von Wein (21 Liter pro Jahr) und Spirituosen (5,5 Liter pro Jahr).

Knapp 8 Millionen Erwachsene zwischen 18 und 65 Jahren gelten als sogenannte "Risikotrinker". Etwa 1,7 Millionen von ihnen gelten als alkoholabhängig. Auf weiterhin hohem Niveau liegt auch die Anzahl der Krankenhausbehandlungen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 10 bis 20 Jahren aufgrund einer Alkoholvergiftung. In 2018 gab es knapp 22.000 stationäre Einweisungen.


 

Typische Sprüche von Alkoholkranken

  • "Ich bin kein Alkoholiker. Ich kann auch mal wochenlang kein Bier trinken."
  • "Ich hab doch keine Probleme mit Alkohol! Ich trink immer nur ein, zwei Kognak. Richtig betrunken war ich noch nie!"
  • "Ab und zu gibt sich doch jeder mal die Kante! Und bei uns trinkt jeder! Deshalb bin ich noch lange nicht süchtig."
  • "Ich hab so viele Probleme und Stress am Hals, da brauche ich eben einen Ausgleich."

Redensarten die verwirren

  • "Alkohol wärmt auf"
    Aber nur scheinbar. Die Gefäße erweitern sich, was zu Wärmeempfindung führt. Gleichzeitig wird verstärkt Wärme abgegeben.
  • "Alkohol bringt den Kreislauf in Schwung"
    Irrtum. Alkohol putscht nur kurzfristig auf. Nach kurzer .Zeit folgt bleierne Müdigkeit.
  • "Alkohol beugt Erkältung vor und desinfiziert"
    Falsch. Desinfizierende Wirkung hat Alkohol nur in extrem hohen Konzentrationen, die im menschlichen Organismus nicht erreicht werden.
  • "Alkohol ist ein gutes Schlafmittel und beruhigt die Nerven"
    Vorsicht. Alkohol ist ein Narkose-Gift, das zu Lähmungen von Gehirn und Nerven führt. Die vermeintliche Beruhigung ist eigentlich eine Betäubung.

 

 

Schmerzen & Verletzungen